Donnerstag, 20. Oktober 2011

3 Monate USA!

Ja, ich bin jetzt tatsächlich schon ganze 3 Monate in den USA... Wahnsinn, wie die Zeit vergeht, oder? Es war doch grad noch Ende Juli, Sommer (naja, eher ein verregneter Sommer...) in Deutschland und ich weiss noch, wie mich jeder gefragt hat, ob ich denn schon ein bisschen wehmütig bin und ich erinnere mich auch noch an den Tag vor meinem Abflug, als ich mit ziemlich viel Verzweiflung vor meinen beiden riesigen leeren Koffern gestanden bin und nicht wusste, was ich einpacken sollte... (Danke fürs Helfen, Mama!)

Jetzt sind also 3 Monate rum, mittlerweile ist auch hier in Indianapolis der Herbst angekommen, diese Woche hatten wir Höchsttemperaturen von 6 Grad und es hat seit Montag Abend bis Donnerstag Nachmittag durchgeregnet. Für das alltägliche Training ist das natürlich nicht sehr angenehm gewesen... Bei uns läuft nämlich nach wie vor die Fussball-Saison, allerdings nur noch bis nächste Woche, insgesamt haben wir noch 3 Spiele, am 30. Oktober endet die Saison mit einem Heimspiel. Leider war die Saison nicht ganz so erfolgreich, wie unser Coach sich das vorher erhofft hatte. Letztendlich geht es im Division I Fussball in den USA allerdings nur um die Konferenz-Spiele, die immer am Ende der Saison stattfinden. Nachdem wir aber in den bisherigen sechs Spielen nur einen Sieg, ein Unentschieden und vier Niederlagen einfahren konnten, haben wir leider keine Chance mehr auf die "Play-Offs", das sogenannten Summit League Tournament, wo die besten vier Teams der Konferenz nochmal gegeneinander spielen. Uns bleiben jetzt also nur noch die letzten drei Spiele, bevor die Saison und somit auch meine offizielle Fussball-Karriere in den USA vorbei sind :-) Morgen geht es noch ein letztes Mal zu einem Auswärtsspiel, genauer gesagt, nach Western Illinois, wobei wir wieder in Illinois übernachten, bevor wir dann am Samstag Mittag spielen. 10 Stunden Busfahrt durch den Mittleren Western..

Hier in den USA ist übrigens der Monat Oktober unter dem Zeichen "Breast Cancer Awareness", man will also auf Brustkrebs und seine Folgen aufmerksam machen. Wie sich das bemerkbar macht? Hier ist momentan alles rosa und pink... Selbst die Footballspieler in der NFL tragen pinke Stutzen und Armschoner, hier in Indianapolis haben sie sogar einen ganzen Fluss pink gefärbt. Auch wir haben mit dem Fussball ein bisschen dazu beigetragen, indem eines unserer Heimspiele vor zwei Wochen unter dem selben Motto stand. Dazu haben wir extra pinke Trikots bekommen, mit denen wir gespielt haben und die im Anschluss an das Spiel an den jeweils Höchstbietenden versteigert wurden. So konnten also Eltern und Familie die Trikots ihrer Kinder/Verwandten ersteigern und das Geld, das dadurch zusammenkam, kommt der American Breast Cancer Society zugute. Mein Trikot wurde extra ins Internet gestellt, damit auch meine Familie darauf bieten konnte und mein Papa hat es doch tatsächlich für 70 Dollar ersteigert! Wer hat schon ein pinkes Trikot? :-)

Auch mein Studium läuft soweit gut, mittlerweile ist schon wieder die Hälfte des Herbstsemesters rum, das Semester ist nämlich an Weihnachten schon wieder zuende, bevor es dann im Januar schon mit dem Frühjahrrsemester weitergeht. Ich hatte ja schon einmal erzählt, dass es hier ziemlich unterschiedlich zu meinem Diplom-Studium in München ist, weil wir ständig irgendwelche Hausaufgaben und Assignments haben und ständig irgendwelche Bücher lesen müssen. Auch jetzt gerade muss ich mal wieder ein Buch lesen, wobei das jetzt den Vogel abschießt. Sagenhafte 748 Seiten sind zu Bewältigen und das Ganze natürlich auf Englisch. Das Problem: Es geht über den amerikanischen Sportsender ESPN, der hier sozusagen das Heiligtum in der Sportberichterstattung darstellt. Tja, nur leider interessiert das mich nicht so sehr, dass ich freiwillig 748 Seiten auf Englisch darüber lese... Nun gut, ich muss ja nur im Anschluss daran eine Buchrezension schreiben, die ungefähr 50 Prozent der Note meines Kurses beträgt. Die spinnen, die Amis!




Das heisst, ich habe im Moment alle Hände voll zu tun, es steht nämlich nicht nur diese Buchrezension vor der Tür, sondern bis Ende des Semesters (Mitte Dezember) müssen wir so gut wie in jedem Seminar eine Seminararbeit schreiben. Für diese Woche musste ich zum Beispiel für ein Semester ein Midterm Report abliefern, in dem wir auf acht bis zehn Seiten eine Sport Webseite kritisch analysieren mussten. Wie analysiert man denn bitte eine Webseite? Ich habe also mit Müh und Not genau acht Seiten zusammengebracht, meine Diplomarbeit mit 166 Seiten hat sich da wirklich einfacher schreiben lassen. Das einzige Gute daran war, dass ich die englische Übersetzung von www.bundesliga.de analysieren durfte und ich also über eine Fussball Webseite schreiben konnte. Denn wie gesagt, Fussball interessiert hier in den USA leider kein Schwein... Umso mehr freue ich mich also darauf, wenn ich ab nächstem Jahr hoffentlich zumindestens wieder ein wenig über Fussball berichten kann. Tja, wie gesagt, bis Ende des Semesters und bevor ich über Weihnachten heimfliege, habe ich also noch alle Hände voll zu tun, ich bin wirklich schon gespannt, wie stressig es am Ende dann wird. Zur Not muss ich einfach selbst im Flugzeug ein bisschen weiterarbeiten.. :-)

Und jetzt zu etwas Interessanterem: Hier in den Staaten steht gerade Halloween vor der Tür. Na klar, der 31. Oktober ist hier fast schon sowas wie ein Feiertag. Schon seit Wochen findet man in jedem Supermarkt überdimensionale Süßigkeiten-Tüten mit allen möglichen Inhalten, die sicherlich jeden Zahnarzt erfreuen. Ob das gesund ist? Aber zum Glück gibt es neben dem Trick-or-Treat Brauchtum auch so schöne Tätigkeiten wie einen Kürbis auszuhöhlen und nach Lust und Laune zu gestalten! Dazu gehört nämlich auch, vorher zu einem Kürbisfeld, einem sogenannten Pumpkin Patch, zu fahren und sich einen Kürbis seiner Wahl auszusuchen. Genau das mache ich nämlich morgen Vormittag mit der Familie meiner Mitbewohnerin, bevor wir uns dann am Sonntag ans Aushöhlen machen! Bin schon wirklich sehr gespannt, nachdem ich sowas vorher noch nicht gemacht habe (oder mich nicht mehr daran erinnern kann..) :-) Was auch sehr interessant ist, sind die sogenannten Haunted Houses, also sowas wie Spukhäuser. Hier im Umkreis von Indianapolis gibt es bestimmt fünf oder sechs davon, die heißen dann Indy Scream Park (www.indyscreampark.com), Frighted Manor, Necropolis oder Hanna's Haunted Acres. Da fährt man also vornehmlich abends oder nachts mit Freunden hin und bezahlt bis zu 25 Dollar Eintritt, um sich dann von wildfremden Menschen bis aufs Äußerste erschrecken zu lassen. Klingt komisch? Ist es auch! Aber wenn ich jetzt schon mal hier bin, muss ich das auch direkt mal ausprobieren, auch wenn ich Horrorfilme aller Art hasse...

Pünktlich zu Halloween braucht natürlich auch jeder ein Kostüm, schon seit Wochen reden hier alle nur noch davon und man wird ständig gefragt, als was man denn an Halloween geht. Ja, man kann es also mit Fasching oder Karneval in NRW vergleichen. Und: Ich hab mir tatsächlich auch ein Kostüm zugelegt. Das Witzige am Aussuchen war, dass es sehr viele Kostüme gibt, die wie unsere bayerischen Dirndl aussehen oder irgendwas mit "Beerfest" zu tun haben. Von einer Handtasche in Bierformat bis zu Alice im Wunderland Kostümen ist also alles dabei. Ich habe mir aber erlaubt, mir ein anderes Kostüm zuzulegen, man will ja nicht unbedingt das Klischee bedienen ;-) Bei mir ist es schlussendlich ein Kostüm mit dem Namen "Dragonfly" geworden, ich bin also eine Libelle! Letztendlich ist es ein mehr oder weniger grünes Kleid mit Fransen unten und überdimensionalen Flügeln am Rücken.
Das Ganze sieht dann also so aus:



Und sobald es Fotos von mir IM Kostüm gibt, werde ich die natürlich auch hier posten.

Achja, falls es jemand noch nicht wusste, ich fliege über Weihnachten und Neujahr nach Hause. Ich habe gerade mal gezählt und es sind genau noch sieben Wochen, bevor ich mich schon wieder in den Flieger setze.. ich sag's ja, wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Ich erinnere mich noch daran, wie ich am ersten Tag hier in Indianapolis wie ein Häufchen Elend im Bad meines Hotelzimmers gesessen bin und geweint habe, weil ich Heimweh hatte. Kaum vergehen mal 3 Monate :-) Ursprünglich war mein Flug auf den 20. Dezember gebucht, also kurz nach der offiziellen Klausurenzeit. Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass hier im Master-Studium keine Klausuren am Ende des Semesters geschrieben werden, sondern man hat eben diese Seminararbeiten. Und deshalb konnte ich also meinen Flug umbuchen und fliege deshalb schon am 9. Dezember nach Hause. Zurück nach Indy geht es dann am 5. Januar, also bin ich insgesamt genau vier Wochen zuhause.

Und noch eine letzte Neuigkeit: Ursprünglich war ja geplant, dass ich bis Anfang August in Indy bleibe, weil ich eigentlich noch zwei Seminare im Sommer belegen hätte müssen. Da meine Professoren und meine Studiengangsleiterin allerdings ziemlich kooperativ sind, kann ich einen Kurs ins Frühjahrsemester vorziehen und den zweiten Kurs von Deutschland aus machen. Dadurch kann ich meinen Abschluss dann schon im Mai machen und kann an der offiziellen Abschlussfeier, dem sogennanten "Commencement" teilnehmen, was jeder aus den typischen amerikanischen Filmen kennen dürfte, wenn alle mit den Talaren und Hüten rumlaufen - und ja, ich muss sagen, ich freue mich schon ein wenig darauf! Zumal meine Eltern im Mai nach Indianapolis kommen, um mich sozusagen abzuholen und dann können sie auch bei meiner Abschlussfeier dabei sein, nachdem ich ja an der TU München sowas nicht wirklich hatte, sondern mir mein Zeugnis und mein Diplom per Post zugeschickt wurden...

So, ich glaube, ich habe mal wieder genug erzählt.. Alles in allem geht es mir im Moment wirklich sehr gut, es wird sicherlich ein wenig stressig in den nächsten Wochen, aber irgendwie brauche ich immer neue Herausforderungen und das hier ist definitiv eine! Und dann freue ich mich natürlich auch schon wieder darauf, wenn ich Anfang Dezember heimfliege.