Samstag, 3. September 2011

Meine ersten 5 Wochen in Indianapolis

Hallo ihr Lieben!

Jetzt wird es endlich mal Zeit, dass ich ein wenig über meine Zeit in Indianapolis berichte und das geht natürlich am einfachsten über einen Blog :-)

Mittlerweile bin ich schon seit über 5 Wochen in Indianapolis, die Zeit vergeht wirklich wie im Flug. Apropos Flug, meine beiden Flüge nach Indy waren alles in allem Okay. Am Flughafen in München sind beim Abschied natürlich erst mal ein paar Tränen geflossen, man sieht seine Family ja doch für längere Zeit nicht. Mein erster Flug ging dann nach Charlotte/South Carolina, wo ich umsteigen musste. Als ich in Charlotte angekommen bin, hat man sofort gemerkt, dass in den USA zur Zeit ein anderes Klima herrscht als im kalten und verregneten Deutschland, aus dem ich weggeflogen bin. Zum Glück hatte ich gleich mal eine kurze Hose im Handgepäck. Am Immigration Check-In bin ich dann erst mal satte 1 1/2 Stunden gestanden, bis ich endlich - ohne Probleme - durch war - samt neuem Stempel in meinem Reisepass. Aufgrund der langen Wartezeit hatte ich fast ein bisschen Angst, dass ich meinen Weiterflug verpasse, nachdem ich dann auch nochmal durch den kompletten Security-Bereich durchmusste. Als ich dann endlich im Terminal drin war, hatte mein Weiterflug natürlich 45 Minuten Verspätung. Habe mir dann meinen ersten amerikanischen Frozen Yoghurt geholt. Der Weiterfliug nach Indianapolis war dann in einem Mini-Flieger von United Airways - klar, wer will schon nach Indianapolis außer denjenigen, die da wohnen? Genau, niemand! Am Flughafen angekommen, bin ich dann von meiner Mitbewohnerin Megan, ihrem Freund Connor und ihrer Mutter abgeholt worden.


Zu dem Zeitpunkt war es in Deutschland schon ungefähr 3 Uhr morgens und ich war ziemlich müde und kaputt und wollte eigentlich nur noch schlafen. Wir sind dann aber erstmal zu unserem Apartment gefahren und ich habe einen ersten Eindruck von meinem Zimmer bekommen. Danach haben sie mich im University Place Conference Hotel abgeliefert, wo ich mich für das erste Wochenende eingebucht hatte, um mich richtig ausschlafen zu können. Um 22 Uhr amerikanischer Zeit - 4 Uhr morgens deutscher Zeit - bin ich dann auch endlich ins Bett gekommen und habe dann auch gleich mal bis 7 Uhr morgens durchgeschlafen - so schnell kann mich sich auch umgewöhnen ;-)

Am nächsten Tag - Samstag - gabs dann erstmal ein schönes amerikanisches Frühstück mit Pancakes und Obst! Lecker!


Und danach hat mich meine Mitbewohnerin abgeholt und ist mir einkaufen gefahren, zu Walmart und Target. Da bekommt man mittlerweile wirklich alles, was man braucht... das ist fast wie IKEA. Man bekommt Bettzeug, Handtücher, Küchengeräte, Kissen, Decken, aber auch Möbel, Bürostühle, genauso wie Schulzeug, Spielsachen, Sportzeug oder Klamotten und natürlich auch Elektronik-Sachen. Achja und ein Supermarkt ist auch integriert. Wobei man sagen muss, dass Walmart wirklich das Günstige vom Günstigsten ist. Da ist Target schon ein bisschen hochwertiger.

Ich habe mich dann auch gleich mal mit den notwendigsten Sachen eingedeckt, wie Bettwäsche, Nachttisch, Kleiderschrank, Schuhschränkchen, Bürostuhl, Steh- und Nachttischlampe usw. Sogar einen Drucker, achja und ein Fahrrad (89 Dollar bei Walmart) habe ich! Das Fahrrad brauche ich für den Campus. Da unser Apartment am Campus ist, bin ich nämlich auf dem Campus nur mit dem Rad unterwegs. Ein Parkschein für den Campus würde für ein Jahr nämlich 228 Dollar kosten - das spare ich mir also, außerdem ist mit dem Fahrrad alles auch gut erreichbar.

Gleich am nächsten Tag - Sonntag - ging es dann um 8:30 Uhr früh zum ersten Meeting mit meiner Fussball-Mannschaft. Wir mussten in den ersten Tagen Fitness-Tests bestehen, um trainieren und spielen zu dürfen. Das wird zwar nicht vom Verband (NCAA) vorgeschrieben, ist jedoch eine Teamregel, dass man 2 Fitness-Tests bestehen muss. Ich habe meine beiden Tests auf Anhieb bestanden, ich habe aber in den Wochen davor auch ziemlich viel dafür trainiert gehabt.

Das erste richtige Training auf dem Platz hatten wir dann ein paar Tage später am Mittwoch, wobei die Vorbereitung anstrengender war, als was ich aus Deutschland gewohnt war. In Deutschland trainiert man 3-4 Mal die Woche abends, hier hat man in der Vorbereitung 2 Mal am Tag Training - morgens um 8:30 Uhr und nachmittags um 16 Uhr. Insgesamt ist hier alles sehr viel professioneller als was ich aus Deutschland gewohnt war - gleich zu Beginn bekommt jede Spielerin eine ganze Sporttasche mit Sportsachen voll - von Trainings-T-Shirt bis zu Stutzen, Sweatshirts, Winterparka, Regenjacke, Regenhose, von Sliders (sowas wie Radlerhosen), Jogginghosen, Thermofit-T-Shirts, kurze Hosen bis zu Thermo-Unterwäsche. Achja, Rucksack und Laufschuhe natürlich nicht zu vergessen. Einen Teil davon (Trainings-T-Shirts, Stutzen, Thermo-Unterwäsche, Laufschuhe) dürfen wir am Ende behalten, den Rest müssen wir zurückgeben. Das alles ist natürlich von Nike, hier läuft eh fast jeder nur in Nike-Sachen rum.


Achja, und wir haben eine eigene Umkleidekabine, sowas hatten die hier bis jetzt noch nicht. Ist ziemlich cool geworden, wir haben eigene kleine Abteilungen und extra Stühle und der Neffe unseres Coaches hat das IUPUI Maskottchen an die Wand gesprayt!



Nach gut in einer Woche hatte ich dann einen ersten Anflug von Heimweh, was daraus resultierte, dass man hier ohne Auto so gut wie aufgeschmissen ist. Ohne Auto kommt man nicht mal zum Supermarkt, weil der nächste Supermarkt ein Stück weit weg ist, das ist nicht so wie in Deutschland, dass an jedem Eck ein Edeka, Rewe, Lidl, Tengelmann oder Penny ist. Hier gibt es entweder Marsh, Kroger, Walmart oder Target. Nach genau einer Woche hab ich mich also irgendwie "stuck" gefühlt, als würde ich irgendwie feststecken. Nachdem ich das meinen Eltern erzählt haben, meinten die, dass ich mich doch mal wegen einem Auto umschauen soll und haben mir sozusagen zugesichert, dass ich eins haben kann, wenn mir das hilft, um sozusagen unabhängig zu sein. Glücklicherweise habe ich in den Tagen mir ein Bankkonto zugelegt und habe die Dame in der Bank angesprochen, ob sie nicht vielleicht was wissen, wo man ein Auto leasen oder kaufen kann. Die Managerin hatte dann tatsächlich ein paar gute Kontakte zu verschiedenen Autohändlern. Am Anfang stand ein Honda Civic im Raum, letztendlich ist es dann aber ein Hyundai Accent geworden. Wobei man bei den amerikanischen Autohändlern wirklich aufpassen muss. Die ziehen hier junge ausländische Studentinnen sehr gern über den Tisch, habe bei verschiedenen Autohändlern so einiges erlebt. Einer wollte mir einen VW Jetta für 13000 Dollar andrehen, der letztendlich nur 9000 Dollar wert gewesen wäre. Bei meinem Hyundai Accent hatte ich aber von Anfang an ein gutes Gefühl, erstens mal hat er nicht so viele Meilen drauf (41200 Meilen), zweitens mal ist es ein kleines schnuckliges Auto, das ich nächstes Jahr hoffentlich wieder leicht weiterverkaufen kann.


Seit gut 2 1/2 Wochen bin ich also auch selbst mobil und seitdem erkunde ich Indianapolis - sowohl Downtown als auch die Regionen, die etwas außerhalb liegen. Man orientiert sich hier schnell, da in den USA alles sehr logisch aufgebaut ist. Man fängt ungefähr bei der 10. Straße an und geht dann einfach in den Zahlen weiter. Es gibt also die 21st Street, die 38th Street, die 46th Street usw. Und dann fügt man noch hinzu, ob es South/North/West oder East ist, um zu wissen, in welche Richtung man fahren muss. Es gibt auch sowas wie einen Mittleren Ring, das ist hier die Interstate-65 bzw. 465, die einmal rund um Indianapolis geht.

Als nächstes würde ich euch gerne ein bisschen über meine Probleme mit dem amerikanischen Englisch erzählen. Ich denke, ich darf von mir behaupten, dass ich schon vor meiner Zeit hier in Indy ziemlich gut Englisch reden konnte, was hauptsächlich von meinem High-School Aufenthalt 2004 in Elkins/West Virginia kam. Damals habe ich etwa 3 Wochen gebraucht, um mich an die Sprache zu gewöhnen und alles zu verstehen. Ungefähr genauso ging es mir dieses Mal auch. Die ersten 3-4 Wochen braucht man einfach, um die Leute wirklich zu verstehen. Wenn die Amis hier undeutlich reden, nuscheln, sehr leise reden oder es irgendwelche Hintergrundgeräusche gibt, habe ich oft noch Probleme, die Leute zu verstehen. Es wird aber mit der Zeit natürlich alles besser. Mittlerweile schaffe ich es auch, spontan auf irgendwas zu antworten, ohne großartig darüber nachzudenken, wie ich meinen Satz aufbaue oder so. Ich habe zwar auch davor schon nicht mehr im Kopf übersetzt, aber man überlegt oft, wie man den Satz aufbaut. Mit was ich noch Probleme habe, sind Witze oder Humor. Das ist oft schwer zu verstehen und man braucht immer 3-4 Sekunden länger wie die anderen. Aber genau wegen der Sprache bin ich ja auch hier, um all das zu lernen und mich daran zu gewöhnen. Viele Amis haben allerdings keine Ahnung von Fremdsprachen, weil sie in der Schule keine Fremdsprachen als Pflichtfächer haben, wie es bei uns am Gymniasum üblich ist. Das heisst, die sprechen nur Englisch und sonst nichts. Viele verstehen deshalb auch nicht, wie es ist, vor allem wie schwer es ist, in ein anderes Land zu kommen und hier für einige Zeit zu wohnen, mit anderer Sprache und anderer Kultur. Ich würde sowas fast engstirnig oder naiv nennen. Kaum zu glauben - aber leider wahr! Man wird deshalb ab und zu etwas komisch angeschaut, wenn man nachfrägt oder jemanden bittet, doch mal lauter zu sprechen. Aber meiner Meinung nach verstehen die das einfach nicht.

Ich habe jedoch auch schon einige super Erfahrungen gemacht, vor allem mit den internationalen Studenten. Eine Woche vor Uni-Beginn war nämlich eine verpflichtende "International Orientation" mit Immigration Check-In und Informationen über Visa-Status, Krankenversicherung usw. Außerdem hatten die hier wie so eine Art Messe mit verschiedenen Handy-Anbietern, verschiedenen Banken, Studentenorganisationen usw. organisiert. Für neue Studenten sehr hilfreich - ich hatte zu dem Zeitpunkt all das allerdings schon. Nach dieser International Orientation konnte man sich noch zum International Dinner anschließen, was ich natürlich gemacht habe - super Abend! Wir waren im Hard Rock Cafe in Downtown und ich glaube, es waren über 50 internationale Studenten, die spontan mitgekommen sind. Ich hatte ziemlich viel Glück mit meinem Tisch, lauter nette Leute. Shiva aus dem Iran, Sarita aus Kolumbien, Javier aus Mexiko und Nee aus dem Vietnam. Achja, und Susana nicht zu vergessen, eine Amerikanerin mit peruanischen Wurzeln, die sich sehr für internationale Studenten engagiert und auch im "International House", einem Studentenwohnheim am Campus, wohnt. Praktischerweise gibt es Facebook, so findet man sich sehr leicht und sehr schnell und kann sich öfter mal verabreden. Mit Susana und Shiva bin ich öfter unterwegs, egal ob das jetzt mal zusammen shoppen oder im Supermarkt einkaufen ist oder einfach mal bei Starbucks im Campus Center zusammensitzen.

Achja, Campus Center: Das ist sozusagen der Mittelpunkt des IUPUI Campus hier. Ein 4-stöckiges Gebäude mit angeschlossener Tiefgarage. Hier findet man so ungefähr alles, was man braucht. Große Cafeteria, Banken, alle möglichen Studenten-Büros, wie das "Office of Student Involvement", "Admission Center" oder das Büro für Fragen zu Studiengebühren. Den großen Barnes&Nobles Bookstore sowie den daran angeschlossenen Starbucks nicht zu vergessen. Im Barnes&Nobles kann man außerdem die ganzen Uni-Klamotten kaufen, das ist hier sehr wichtig, dass man zeigen kann, zu welcher Uni man gehört, wo man also studiert hat. Die Amis sind nämlich sehr stolz auf ihre Unis und wollen das dementsprechend auch zeigen!!! Bei unseren IUPUI Fußball-Spielen haben die ganzen Eltern und Freunde alle IUPUI oder IUPUI Soccer T-Shirts an! Und auch sonst am Campus laufen sehr viele mit IUPUI T-Shirts oder Hoodies rum (auch ich besitze natürlich schon das ein oder andere IUPUI Teil!)



Zu guter Letzt will ich natürlich auch noch ein wenig über den Uni-Betrieb erzählen. Seit zwei Wochen (seit dem 22. August),  läuft nämlich das Semester schon wieder, nachdem die Amis ja große Sommerferien haben, die schon Anfang Mai losgehen und eben bis Ende August dauern. Gleichzeitig geht hier übrigens auch die normale Schule wieder an. Ich bin ja hauptsächlich hier in Indianapolis wegen diesem Master-Programm in Sportjournalismus. Übrigens das einzige Master-Programm dieser Art in ganz USA!!! Klar hätte ich genauso auch nach Hawaii oder Miami gehen können, aber hey, Indianapolis ist auch ganz schön ;-) (Oh mann, ich könnte jetzt auf Hawaii sein...... grrrr) Ich habe dieses Semester insgesamt vier Seminare, Digital Sports Journalism, Media and Society Seminar, Business of Sports Journalism und Media Coverage of Sports. Nach zwei Wochen kann ich sagen, dass sich die Seminare leider ziemlich überschneiden - es geht hauptsächlich um Journalismus bzw. Sportjournalismus und Society. Es wird also seeehr viel und seeehr lang über Society diskutiert, von Public Policy über Public Affairs Reporting usw. Finde ich persönlich leider nicht ganz so spannend... Das Seminar Business of Sports Journalism scheint bis jetzt noch das Beste zu sein, unser Dozent ist der Senior Sports Editor des Indianapolis Star, der großen Zeitung hier in Indianapolis. Der Typ kennt sich also aus. Aber auch Digital Sports Journalism scheint ganz interessant zu sein, dabei geht es vor allem eben um das Internet und die neuen Medien wie Facebook und Twitter! Wer sich jetzt denkt, aha, das Seminar hört sich vom Namen her an wie das von Dr. Dirk Jungels an der TU München (wer ihn hatte, weiß, was ich meine!!!), hat sich absolut geschnitten. Das hier ist 10 Millionen mal besser! Hier macht man wenigstens mal was Sinnvolles und ich mein, wenn man über Sport und Internet in Deutschland doziert, dann sollte man sich gefälligst auch mit sozialen Netzwerken und Twitter befassen!!!

Meine Klassenkameraden scheinen auch alle nett zu sein, wir sind eine relativ kleine "Abschlussklasse" (wir werden ja alle nächstes Jahr schon wieder fertig) mit gerade einmal 12-13 Studenten, also nichts im Vergleich zu so manchen überfüllten Seminarräumen an der Sportfakultät! Sondern eine kleine, überschaubare Klasse, wo sich der Dozent um jeden Studenten einzeln kümmern kann - so sollte es doch immer sein (finde ich zumindestens). Im Vergleich zur TU München, muss man hier auch Hausaufgaben (!) machen, sogenannte "Assignments". An der Sport-Uni war es so, dass man das ganze Semester über kaum was machen musste, dafür hatte man dann am Ende des Semesters eben 2-3 Klausuren, für die man ordentlich lernen musste. Hier ist es eigentlich genau umgekehrt, man hat ständig Hausaufgaben und muss Texte zusammenfassen oder Bücher lesen und dafür hat man keine Klausuren und "final exams", wie die das hier nennen. Achja, heute habe ich übrigens einen Text über "Uses and Gratifications" zusammengefasst, wer das Seminar Wirkungs- und Publikumsforschung bei Prof. Hackforth hatte, weiß, wovon ich rede. Das war auf Deutsch schon nicht einfach - und das Ganze jetzt auf Englisch, super...

Wer mir übrigens Postkarten oder Ähnliches schicken will, meine Adresse ist 752 Lockefield Court, Apartment C, Indianapolis, IN, 46202 und auch eine amerikanische Handynummer habe ich: 317-363-0067.

Bis zum nächsten Mal!

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