Freitag, 9. September 2011

Soccer!

Viele wissen ja sicherlich, dass Fussball meine große Leidenschaft ist. Ich spiele schon seit meinem vierten Lebensjahr und habe in meiner "Karriere" schon den einen oder anderen Verein in den verschiedensten Ligen durchlaufen. Von Bezirksliga bis 2. Bundesliga war alles dabei.

Die letzten 1 1/2 Jahre habe ich schließlich in der zweiten Mannschaft des FFC Wacker München in der Bayernliga gespielt, nachdem mir für die erste Mannschaft die Zeit, aber vor allem auch der Ehrgeiz immer mehr gefehlt hat. Wenn man während der Vorbereitung bzw. zu Beginn der Saison mal eben für vier Wochen nach Australien abdüst, lohnt es sich einfach nicht, in einer hochklassigeren Mannschaft zu spielen.

Als sich letztes Jahr in mir immer mehr die Idee entwickelt hat, ein Auslandsjahr bzw. ein komplettes Master-Studium in den USA zu absolvieren, habe ich mir natürlich auch überlegt, wie es mit dem Fußball wäre.

Nachdem ich mich für das Master Programm in Sportjournalismus an der IUPUI (Indiana University - Purdue University Indianapolis) entschieden habe, habe ich dem Fußball Coach eigentlich ziemlich unverbindlich mal eine E-Mail geschrieben. Was dann zurückkam, hat mich ein wenig überrascht: Die Planungen für die Saison 2011 waren eigentlich schon letztes Jahr im Herbst abgeschlossen, also zu dem Zeitpunkt, als ich die E-Mail geschickt habe. Mein Coach hat sich aber dazu entschieden, mich zusätzlich noch mit in den Kader zu nehmen - als 26. Spielerin im Team.

Die einzig große Hürde, um in den USA an einer Uni spielen zu dürfen, war die National College Athletic Association, kurz NCAA. Die NCAA ist laut Wikipedia ein Freiwilligenverband, über den viele Colleges und Universitäten der USA ihre Sportprogramme organisieren. Die NCAA ist sozusagen der Verband, bei dem alle College-Spieler einer jeden Sportart registriert sein müssen, bevor sie spielen dürfen.

Man begibt sich also auf die Homepage des NCAA Eligibility Center und füllt ein Profil aus, wo man unter anderem sämtliche Teams angeben muss, wo man in seiner aktiven Laufbahn gespielt. Mit der NCAA hatte ich deshalb so Probleme, weil ich von 2005 bis 2006 und nochmal von Sommer 2008 bis Winter 2009 in der 2. Bundesliga gespielt habe und dort eine Punkteprämie bekommen habe. Das heißt, je nachdem, wie viele Punkte wir geholt haben und je nachdem, wie viel ich in diesen Spielen gespielt habe, habe ich am Ende der Saison eine bestimmte Menge an Geld ausgezahlt bekommen. Das war meistens nicht mehr wie 160 Euro, wovon ich mir am Ende des Jahres ein paar neue Fußballschuhe kaufen konnte.

Für die NCAA wurde ich dadurch aber zur "Profi-Spielerin", weil ich für Fußball spielen bezahlt wurde. Ich musste also unter anderem alle Spiele aus diesen Jahren zusammenstellen und angeben, wieviel Geld ich dafür genau bekommen habe. Und das alles habe ich gemacht, während ich im 7. Semester an der TU München studiert habe, meine Diplomarbeit geschrieben habe und auch noch Teilzeit 18 Stunden an der Uni als Studentische Hilfskraft gearbeitet habe. Letztendlich habe ich meine "Eligibility", also die Erlaubnis zu spielen, bekommen, allerdings mit Auflagen. Ich musste 215 Dollar an einen Wohltätigkeitsverband zahlen, um "reinstated" zu werden.

Das Fußball spielen hier in den USA war auch der Grund, warum ich schon Ende Juli in die USAgeflogen bin. Die Uni hat hier erst am 22. August angefangen, die Fußball-Vorbereitung jedoch offiziell schon am 31. Juli. Also gerade mal 1 1/2 Tage, nachdem ich in den USA angekommen war, hatten wir Sonntag Früh um 8 Uhr bereits den ersten Fitness-Test. Diese Fitness-Tests sind hier eine Team-Regel, um als neue Spielerin während der Saison spielen zu dürfen, muss man zwei Fitness-Tests bestehen. Spielerinnen, die schon mindestens ein Jahr im Team sind, müssen sogar mindestens einen Test bestehen, um überhaupt trainieren zu dürfen.

Bevor ich in die USA geflogen bin, habe ich etwa 2 1/2 Monate wirklich hart auf diese Tests und vor allem das Training hier drüben hintrainiert. Ich denke, einige von Euch haben mitbekommen, dass ich mich fast täglich nach meinen Praktika ins Fitness-Studio geschleppt habe und nicht nur Ausdauer-, sondern vor allem auch Krafttraining gemacht habe. Ich habe dann auf Anhieb auch beide Fitness-Tests bestanden, der eine war der sogenannte "Beep-Test", der anderen nennt sich "120's", wobei man insgesamt 10 Mal 120 Yards (etwa die Länge eines Fußballfeldes) in 20 Sekunden sprinten muss, dann hat man 36 Sekunden, um die 120 Yards wieder zurückzulaufen. Anschließend hat man 36 Sekunden Pause. Nach dem vierten und siebten Lauf hat man jeweils 1 Minute Pause. Wer jemals die Erfahrung gemacht hat, seinen inneren Schweinehund überwinden zu müssen, weiß also, wovon ich rede. Das Gefühl danach, wenn man bestanden hat, ist natürlich umso schöner :-)

Ab dem 3. August gings dann auch auf dem Platz los. Jedoch kann man eine normale Vorbereitung in Deutschland überhaupt nicht zu der hier in den USA vergleichen. Beim FFC Wacker haben wir während der Vorbereitung drei Mal die Woche abends Training. Hier in den USA hat man während der Vorbereitung zwei Mal am Tag Training, morgens um 8:30 Uhr und nachmittags um 16:00 Uhr. Zum Glück ging die Vorbereitung nur zwei Wochen, denn lange halten der Körper und vor allem die Muskeln das nicht aus.

Ein paar Tage später haben wir dann auch unsere Ausrüstung bekommen - eine ganze Sporttasche voll mit Klamotten. Trainings-T-Shirts, Trainings-Hosen, Stutzen, Pullis, Sweatshirts, lange Jogginghosen, Regenjacke, Winter-Parka, Radlerhosen, Dri-Fit-T-Shirts, Thermo-Unterwäsche sowie Trikots. Und das Beste: einen Teil davon dürfen wir nach der Saison sogar behalten!

Auch vom Umfeld her, ist hier alles sehr viel professioneller. Wir haben meistens zwei Athletik-Trainer beim Training dabei, die sich um Getränke und physiologische bzw. medizinische Betreuung kümmern. Wir bekommen also immer Wasser und Gatorade gestellt und nach dem Training sind Eisbeutel verfügbar, falls irgendwelche Muskeln zwicken. Außerdem gibts einen "Training Room", wo man nach dem Training und Spielen hingehen kann, um behandelt zu werden oder ein Eisbad zu nehmen. So eine professionelle Betreuung habe ich persönlich noch nie erlebt, ich denke aber, dass es bei den Bundesligisten in Deutschland der Normalfall ist. Ich könnte mich auf alle Fälle daran gewöhnen!

Was das Niveau beim Training bzw. den Spielen angeht, war es für mich auch ziemlich unterschiedlich. Alles ist hier viel schneller und athletischer, die Amis legen viel mehr Wert auf Fitness und Fitness-Training. Die nutzen das Frühjahr-Semester hier aus, um fast ausschließlich an ihrer Fitness zu arbeiten. Es wird also kaum gespielt, sondern die machen hier hauptsächlich Kraft- und Sprinttraining.

Auch jetzt während der offiziellen Saison im Herbst, haben wir Dienstags und Mittwochs Früh jeweils um 6:45 Uhr Kraft- und Stabilisationstraining im NIFS (National Institute for Fitness and Sport) - sogar Michael Phelps und Barack Obama haben hier schon trainiert. Wir haben also verschiedene individuelle Trainingspläne und einen eigenen Fitnesstrainer (Mike), der mir versprochen hat, dass ich nach diesem Jahr Klimmzüge machen kann. Ob das stimmt, werden wir ja sehen (ich bin ehrlich gesagt noch etwas skeptisch!).

Habe ich mich in den ersten 2-3 Wochen im Training noch etwas überfordert gefühlt, vor allem, was das Spiel- und Lauftempo anbelangt, gewöhne ich mich mittlerweile immer mehr daran. Man ist im Spiel also die ganze Zeit unterwegs und sollte immer anspielbar sein. Ich bin also schon gespannt, wie es mir dann geht, wenn ich nächstes Jahr wieder in Deutschland spiele.

Achja, was auch noch sehr unterschiedlich ist, dass es hier so gut wie keine normalen "Vereine" gibt, sondern nur College- bzw. Uni-Teams. In den Vereinen hier darf man nur ungefähr bis 19 spielen. Das ist also für diejenigen Spielerinnen, die an ihrer High School Fußball spielen und dann in der Sommerpause nicht aussetzen wollen. Außerdem spielen hier in den Vereinen meistens auch nur die richtig guten Spielerinnen. Wenn man also während seiner College-Zeit weiter Fußball spielen will, muss man sich ein College-Team suchen. Wenn man natürlich richtig gut ist, hat man sehr gute Chancen, ein (Teil-)Stipendium zu bekommen, also eine Art finanzielle Unterstützung. Eine der Spielerinnen hier hat sogar ein Housing-Scholarship, das Fußball-Programm zahlt ihr also eine Wohnung auf dem Campus, die sehr teuer sind. Viele bekommen aber einfach monatlich eine bestimmte Summe, sozusagen als finanzielle Spritze.

Erst heute habe ich auch unser Team-Foto bzw. meine Einzelfotos bekommen. Vor etwa 3 Wochen hatten wir Foto-Termin mit dem ganzen Team und man konnte Team- und Einzelfotos in bestimmten Mengen und Größen bestellen. Habe mir also ein schönes großes Team-Foto und ein paar Einzelfotos von mir in IUPUI-Trikot, sowie einen Schlüsselanhänger und Magnete bestellt. Tolle Sache!!!

So, ich hoffe, ihr habt jetzt einen guten Eindruck davon bekommen, wie es mit dem Fußball hier drüben ist. Alles in allem ist es sehr viel professioneller, als was ich in Deutschland bisher gewohnt war. Und es ist auf alle Fälle eine wirklich gute Erfahrung :-)

P.S.: Hier noch unser 2011 IUPUI Women's Soccer Teamfoto!

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