Mittwoch, 21. September 2011

Uni-Leben @ IUPUI

Seit 22. August läuft in ganz USA ja schon wieder das offizielle Schuljahr - und somit auch mein Studium. Wer bis jetzt noch nicht mitbekommen hat, warum ich überhaupt in Indianapolis bin, sollte es spätestens jetzt wissen: Wegen diesem einen ganz speziellen Master-Programm, welches hier an der Indiana University - Purdue University Indianapolis, kurz IUPUI (man spricht übrigens jeden Buchstaben extra aus, das hört sich dann ungefähr wie 'Ei Ju Pi Ju Ei an), gibt.

Und dieses eine ganz spezielle Master-Programm nennt sich Master of Arts in Sports Journalism. Gibt es so in dieser Art genau nur einmal in den USA, nämlich in Indianapolis. Auf das Programm bin ich eigentlich eher zufällig gestoßen. Nachdem ich letztes im Frühjahr schon wusste, dass ich mit meinem Diplom-Studium früher fertig werde und ich bis dahin auch meine Diplomarbeit schon geschrieben habe, habe ich natürlich angefangen, darüber nachzudenken, was ich nach meinem Studium mache. Nachdem ich es während dem Studium nicht geschafft habe, ins Ausland zu gehen, weil das Diplom an sich und unser Studiengang im Speziellen am Auslaufen waren, war es somit am Logischsten, ein Auslandsjahr nach dem Studium zu machen.

Ab Juli 2010 habe ich mich dann also informiert, welche Journalismus Studiengänge in den USA so angeboten werden. Meine erste Überlegung war, an die Columbia nach New York zu gehen, weil das die einzige Uni der sogenannten "Ivy League" ist, an der Journalismus angeboten wird. Über Google bin ich dann aber zuerst auf eine Uni in Texas gestoßen, die einen Bachelor-Studiengang in Sportjournalismus anbietet und schließlich bin ich dann auf die Seite des National Sports Journalism Center (http://sportjournalism.org) gelandet, welches ihren Hauptsitz in Indianapolis hat. Und auf der Seite habe ich dann das erste Mal gelesen, dass es seit Herbst 2010 diesen neuen, einzigartigen Master-Studiengang in Sportjournalismus gibt. Von da an wusste ich eigentlich, dass ich genau das machen will.

Um zum Master-Studiengang zugelassen zu werden, musste ich allerdings einiges aufweisen. Gestartet habe ich mit dem TOEFL-Test, mein Ziel waren 100 von 120 Punkten, letztendlich sind es dann 99 geworden mit unglaublichen 27 von 30 Punkten im Speaking Test! Anschließend musste ich mich natürlich wie jeder andere Student auch an der Uni bewerben. Und das war komplizierter als gedacht. Für meine Bewerbung brauchte ich nämlich drei Empfehlungsschreiben von Hochschul-Professoren, außerdem ein Personal Statement mit Erklärung meiner Motivation über etwa drei Seiten und natürlich persönliche Angaben usw. Bei meinem ersten Versuch, mich online zu bewerben, ist dann auch noch einiges schiefgelaufen. Meine Online-Bewerbung wurde komischerweise vom System geschluckt, auf alle Fälle war sie unauffindbar. Letztendlich musste ich mich Ende April (!) noch einmal online bewerben. Erst Ende Mai habe ich dann endlich eine endgültige Zusage bekommen und konnte meinen Flug nach Indianapolis buchen. Anfang Juli habe ich dann noch den GRE-Test gemacht, den in den USA jeder machen muss, wenn er ein Master-Studium machen will. Die Schwierigkeit am GRE-Test ist zum einen der Vokabel-Teil, vor allem aber der Mathe-Teil. Statistik auf Englisch ist in der Tat noch schwerer als auf Deutsch.

Nun aber mal so zum täglichen Uni-Leben hier an der IUPUI. Das Master-Programm geht genau ein Jahr, in dem man insgesamt 10 Seminare bzw. Kurse belegen muss, am Ende hat man dann also insgesamt 30 Credits. Jetzt im Herbst lauten die Kurse "Digital Sports Journalism", "Business of Sports Journalism", "Media and Society Seminar" und "Media Coverage of Sports". Das Gute an einem Master-Studium ist auch die Tatsache, dass die Klassen sehr klein sind. In jedem meiner Seminare sitzen also maximal 12 bis 15 Studenten - nichts im Vergleich zu manchen Seminaren an der Sportfakultät, geschweige denn im Vergleich zu BWL-Vorlesungen an der LMU mit zum Teil 600-700 Studenten im Audimax. Der Vorteil (für faule Studenten könnte es auch ein Nachteil sein...) ist, dass der Dozent natürlich auf jeden einzelnen Studenten persönlich eingehen kann.

Wer sich mit dem amerikanischen Sportsystem vielleicht nicht so auskennt, hier eine kurze Erklärung: Fussball existiert in den USA so gut wie nicht. Die Major League Soccer (MLS), wo unter anderem Frank Rost und Thorsten Frings momentan spielen, interessiert hier kein Schwein. Hier geht es wirklich nur um Football, Basketball und Baseball! Momentan läuft hier die NFL (National Football League) Saison und Menschen strömen in Massen in die Football-Stadien. Auch Indianapolis hat ein Profi-Football-Team, die Indianapolis Colts, die momentan ziemlich schlecht sind, weil ihr Quarterback Peyton Manning wegen eine Rücken-OP mindestens bis Weihnachten ausfällt (das ist hier echt ein Riesen Drama für jeden Football-Fan in Indianapolis!).

Nachdem ich von Football so gut wie keine Ahnung habe, und gerade mal weiß, dass es Touchdowns und Field Goals gibt, ist es für mich natürlich immer wieder eine Herausforderung, wenn wir in unseren Seminaren über Football reden. Langsam aber sicher lerne ich, wie hier die professionellen Teams heißen oder wie manche Star-Quarterbacks heißen. Mit einem meiner Kommilitonen besitze ich auch ein Fantasy Football Team, was man ungefähr mit Comunio in Deutschland vergleichen kann. Jede Woche stellt man also seine eigene Mannschaft auf und spielt gegen andere Spieler seiner Liga. Und je nachdem wie deine Spieler in den wirklichen Spielen ihrer Teams abschneiden, also je nachdem, wieviele Yards sie laufen oder wieviele Touchdowns sie machen, umso mehr Punkte bekommt jeder Spieler. Ist für mich als Neuling am Anfang ziemlich schwer, aber man bekommt dadurch einen ganz guten Überblick.

Was an der Uni hier auch wirklich sehr, sehr unterschiedlich ist, sind die ständigen "Assignments", also Hausaufgaben. Hier hat man wirklich ständig Hausaufgaben, eigentlich so gut wie jeden Tagen muss man irgendwelche Artikel lesen und Zusammenfassungen schreiben, eigene Berichte schreiben oder Blog-Einträge mit selbstgemachten Videos erstellen. Erst heute war meine ganze Klasse bei einem Training meines Fussball-Teams, um Spielerinnen für ihren Blog zu interviewen, weil wir das als Projekt für eins unserer Seminare machen müssen. Auch ich habe eine unserer Stürmerinnen interviewt und bei Gelegenheit werde ich einen Link zu meinem fertigen Projekt, dem Blog-Eintrag mit Video, posten.

Anstatt also wie an der Sportfakultät der TU München immer nur am Ende des Semesters für zwei bis drei Klausuren zu lernen, ist man hier ständig am arbeiten und lernen. Ich lese mittlerweile schon mein zweites von sieben Büchern, welche wir in diesem Semester in den vier Seminaren bearbeiten.

 Und zusätzlich zu den ständigen Hausaufgaben, müssen wir in jedem Seminar ein "final paper" abgeben, also sowas wie eine Seminararbeit am Ende des Semesters. Das Semester endet hier übrigens schon vor Weihnachten, am 12. Dezember.

Natürlich möchte ich noch die Studiengebühren in den USA erklären. Was das betrifft, haben wir in Deutschland echt Glück, dass wir je nach Bundesland maximal 542 Euro pro Semester zahlen müssen. Und selbst darüber habe ich mich persönlich aufgeregt, als sie damals eingeführt wurden. Das wäre für die Amis wirklich ein Segen. Ein normales 4-jähriges Bachelor-Studium kostet hier nämlich ein Vermögen. Familien sparen zum Teil ein ganzes Leben lang, um ihren zwei bis drei Kindern ein Studium zu ermöglichen. 10.000 Dollar pro Semester sind hier keine Einzelheit, je nach Studiengang kostet es weniger oder mehr. Ein Master-Studium ist noch teurer und auch ich als internationale Studentin bin leider nicht von Studiengebühren befreit.

Zum Glück habe ich ein Stipendium vom German-American Max Kade Center, was mir doch einen erheblichen finanziellen Zuschuss gewährt, allerdings deckt das nicht mal die Hälfte der Studiengebühren für das komplette Jahr ab. Im Gegenzug belege ich im Moment einen Kurs, der sich American Studies nennt und unter dem offiziellen Titel "German Heritage in Indiana" läuft. Wirklich ein interessantes Seminar! Und außerdem haben wir einen Dozenten aus Deutschland, genauer gesagt aus Regensburg, der sich darüber freut, dass er etwas deutsche Unterstützung in seinem Seminar hat. Alle anderen Seminarteilnehmer sind Amerikaner, die meisten davon haben aber eine wirklich große Vorliebe für Deutschland, sind Mitglieder im "German Club" und waren zum Teil auch schon mindestens einmal in Deutschland im Urlaub.

Was meine Kommilitonen generell anbelangt, bin ich wirklich sehr glücklich. Sowohl in meinen Sportjournalismus Seminaren als auch in meinem German Heritage Seminar sind alle echt super nett. In meinem Master-Studiengang sind die jüngsten Studenten 22 Jahre alt, die ältesten ungefähr Mitte Dreißig. Einige von denen haben schon mehrere Jahre im Sportjournalismus-Bereich gearbeitet und haben jetzt beschlossen, nochmal an die Uni zu gehen, um ihren Master zu machen. Ein Master ist hier in den USA wirklich eine Auszeichnung, die nicht jeder hat, weil sich manche ein Master-Studiengang einfach nicht leisten können oder einfach nicht mehr zurück an die Uni gehen, nachdem sie mal ein paar Jahre gearbeitet haben. Was die Besetzung anbelangt, kommen die Wenigsten direkt aus dem Bundesstaat Indiana. Einer kommt aus Salt Lake City, eine andere kommt aus Virginia, andere wiederum aus Ohio oder Illinois. Neben mir gibt es noch zwei andere internationale Studenten, eine Chinesin und ein Koreaner. Wobei ich von den dreien bei Weitem (!!!) das beste Englisch spreche, vor allem was auch die Aussprache und den Akzent anbelangt. Bei den beiden hat man oft Probleme, sie richtig zu verstehen. Die Chinesin hat deswegen auch gestern ihren Studiengang getauscht und ist jetzt von Sportjournalismus zu PR gewechselt. Mit der Begründung, dass in dem anderen Studiengang wohl noch ein anderer chinesischer Student ist. Würde mir ja nicht im Traum einfallen, wegen der Sprache meinen Studiengang zu wechseln.

Apropos Sprache, Amerikaner an sich sprechen ja gerne sehr undeutlich und verschlucken Wörter oder sprechen in einem gewissen Slang. Journalisten sprechen zusätzlich auch noch sehr viel und sehr schnell. Für jemanden, dessen Muttersprache kein Englisch ist, ist es also am Anfang ziemlich schwer, alles zu verstehen. In den ersten 2-3 Uni-Wochen bin ich also zum Teil in den Seminaren gesessen und habe nur einen Teil mitbekommen. Nachdem ich aber jetzt schon fast 8 Wochen in Indianapolis bin, habe ich mittlerweile eigentlich so gut wie keine Probleme mehr. Schon erstaunlich, wie schnell man sich an so was gewöhnt - aber das war für mich ja auch der Hauptgrund, in den USA zu studieren. Nicht wegen dem zusätzlichen Master, sondern hauptsächlich wegen der Sprache und den Fachbegriffen im Sportjournalismus.

So, ich denke, ihr habt jetzt ganz gut mitbekommen, wie das Uni-Leben hier in Indianapolis ist. Ziemlich anders im Vergleich zur Uni in München, andererseits taugt mir das aber auch ganz gut, vor allem eben, dass wir so eine kleine Gruppe sind.

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