Donnerstag, 1. Dezember 2011

Roadtrip nach Chicago

Schon bevor ich in die USA geflogen bin, wusste ich schon, dass ich definitiv ein bisschen hier reisen will. Ich meine, USA ist so groß, das kann man sich wirklich nicht vorstellen. Hier gibt es drei verschiedene Zeitzonen, wenn ich von Indianapolis nördlich fahre, komme ich innerhalb von 2-3 Stunden in eine andere Zeitzone, irre oder?


Dieses Bild verdeutlicht, glaube ich, ganz gut, wie groß die USA ist. Die gesamte Fläche von Europa passt tatsächlich mehr als nur einmal rein...

Und hier gibt es wirklich einige tolle Plätze, wo man einiges an Zeit verbringen könnte... Miami, Bahamas, New York, San Francisco, Los Angeles, Las Vegas usw.

Tja, meine Reise hat mich dieses Mal nach Chicago verschlagen. Warum Chicago? Ganz einfach: Es ist eine berühmte Großstadt, die nicht weit weg von Indiana und Indianapolis ist.

Tatsächlich braucht man mit dem Auto von Indianapolis aus nur knapp 3 1/2 bis 4 Stunden, es ist also wirklich nicht schlimm. Doof ist es nur, wenn man ausgerechnet am Tag vor Thanksgiving im Reiseverkehr landet. Das kann man sich dann ungefähr so vorstellen, wie es auf der A8 Richtung Salzburg am Anfang der Weihnachts- oder Faschingsferien zugeht...

Auf alle Fälle bin ich natürlich nicht alleine gereist, sondern zusammen mit vier anderen internationalen Studenten: zwei aus Japan, eine aus dem Vietnam und einer aus Mexiko. Wir waren wirklich eine bunte Truppe, muss man sagen.

Für den Reisezeitpunkt haben wir uns das Thanksgiving Wochenende ausgesucht, weil wir von Mittwoch bis Sonntag frei hatten. Thanksgiving ist hier wirklich ein besonderer Feiertag. Und man kann es definitiv nicht mit dem deutschen "Erntedankfest" vergleichen, auch wenn es vom Wort her eigentlich so ziemlich das Gleiche sein sollte. Ist es aber nicht. Thanksgiving ist hier eine grosse Fresserei, wenn man ehrlich ist. Gleichzeitig ist es aber auch ein Tag, an dem sich die gesamte Großfamilie irgendwo trifft. Und, ja, es wird also gegessen. Als Nicht-Ami ist es wirklich ein Erlebnis.

Meine Reisegruppe hat sich also am Tag vor Thanksgiving, Mittwoch, nach Chicago aufgemacht. Als Unterkunft haben wir uns ein Hostel etwas nördlich von Downtown Chicago ausgesucht, zum einen, weil das International Hostel schon ausgebucht war und zum anderen, weil es von den Bewertungen her mit Abstand das Beste war. Dort angekommen, war es dann auch wirklich eine Überraschung. Das Hostel war komplett neu renoviert und gleich an der Rezeption ist mir die Urkunde über "Bestes Hostel in den USA 2011" aufgefallen. Und das heisst wirklich was. Wir hatten also wirklich einen guten Fang gemacht. Im Preis waren nämlich auch noch Frühstück und Wi-Fi mit dabei. Das Hostel hatte eine tolle, geräumige Lobby mit Computern, außerdem einen großen Aufenthaltsraum mit Tischen, Billardtisch, Kicker, außerdem ein TV-Zimmer mit Couchen und Videokonsolen und eine große nagelneue Küche.

So sieht die Lobby aus, hat doch eher Ähnlichkeit mit einem Hotel, oder?

Vom Zimmer her hatten wir vier Mädels uns ein 4-Bett-Zimmer mit kompletten Bad gebucht, unser Herr aus Mexiko hat ein 2-Bett-Zimmer mit Waschbecken und Klo bekommen. Und unser 4-Bett-Zimmer war wirklich geräumig, außerdem hatten wir eine riesige Dusche mit dabei.

Auch von der Lage her war das Hostel ideal, es liegt inmitten des Lincoln Parks, was so ungefähr das Vergnügungsviertel von Chicago ist. Man musste als gerade einmal ca. 5 Minuten gehen, um entweder zu Restaurants oder zu Bars zu kommen. Und Chicago hat, im Unterschied zu vielen anderen amerikanischen Städten, tatsächlich auch sowas wie eine U-Bahn, also tatsächlich Züge. Die nächste Haltestelle lag auch gerade einmal 3 Blocks vom Hostel weg, man musste vielleicht 10 Minuten zu Fuß gehen, um hinzukommen.

Am ersten Tag hat das Hostel dann auch direkt einen "Pub Crawl" angeboten, also eine Bartour für alle Hostel-Gäste, die Interesse hatten. Zur verabredeten Zeit waren dann tatsächlich so um die 30-35 junge Leute in der Lobby des Hostels und ein wirklich lustiger Abend nahm seinen Lauf. Witzigerweise waren auch zwei Österreicherinnen aus Graz und ein deutscher Physik-Doktorand aus Duisburg mit dabei, und ich konnte mich also tatsächlich auch mal wieder mit jemandem auf Deutsch unterhalten, wirklich ungewohnt.

Am nächsten Morgen ging es schon relativ früh aus den Federn, weil in Downtown Chicago die "Thanksgiving Day Parade" stattfand, davon hatte ich ja schon mal erzählt. Es war wirklich sehenswert, vor allem die großen Ballone waren schön anzusehen, hier sind ein paar davon:






Neben den ganzen Ballons waren auch noch etliche "Marching Bands" und Cheerleader oder Tanzgruppen unterwegs.

Nach der Thanksgiving Day Parade ging es dann weiter zum "Christkindlmarket". Witzigerweise wurde der genau einen Tag vor Thanksgiving eröffnet und ich als großer Fan von Christkindlmärkten wollte meiner "Reisegruppe" dann natürlich ein bisschen deutsche Weihnachtstradition nahe bringen. Und es war wirklich sehenswert! Denn die meisten Aussteller waren tatsächlich aus Deutschland, egal ob aus Augsburg, München oder Hamburg. Die haben dann natürlich ein bisschen doof geguckt, als ich plötzlich angefangen habe, mit ihnen Deutsch zu reden. Es gab sogar echten Nürnberger Glühwein und Nürnberger Rostbratwürste. Außerdem Leberkässemmeln, Reiberdatschi oder eben typisch deutsche Weihnachtsdeko.




Und wir haben sogar das echte Nürnberger Christkind getroffen, das extra für den Christkindlmarket nach Chicago eingeflogen wurde. Allerdings ist es nicht das diesjährige Christkind, sondern das vom letzten Jahr. Meine zwei Freundinnen aus Japan fandens spannend :-)


 Achja, und als krönenden Abschluss haben wir dann noch "Santa Claus" getroffen!


Nach unserer Tour über den Christkindlmarket sind wir zurück ins Hostel, weil für 3 Uhr nachmittags ein Thanksgiving Dinner im Hostel geplant war, worauf ich mich wirklich gefreut hatte. Das Problem war nur: Sobald wir im Hostel angekommen waren, gings mir auf einmal schlecht. Einzelheiten erspare ich euch jetzt, das Ganze endete damit, dass ich aufgrund einer Lebensmittelvergiftung vom Krankenwagen abgeholt wurde und den Thanksgiving Abend in einem Krankenhaus in Chicago verbracht habe. Die genaue Ursache konnten wir nicht herausfinden, wir schätzen, dass es wohl die Rostbratwürstl vom Christkindlmarket waren, aber das ist auch nur eine Vermutung. Drei Stunden und zwei Infusionen später war ich also wieder im Hostel zurück und habe die nächsten eineinhalb Tage hauptsächlich mit Schlafen verbracht. Wirklich perfektes Timing, gerade so im Urlaub...

Durch die Lebensmittelvergiftung habe ich dann auch den berühmt berüchtigten "Black Friday" verpasst, das ist alljährlich der Tag nach Thanksgiving, der die Weihnachtszeit offiziell einläutet. Und an dem Tag sind alle Sachen in den Läden in ganz Amerika radikal reduziert, zum Teil um bis zu 80% günstiger. Für Schnäppchenjäger ist das also wirklich das reinste Paradies! Und viele Geschäfte machen zum Teil schon um Mitternacht oder um 2 Uhr morgens auf, wie beispielsweise Walmart oder Target. Leute schlagen sich also die Nacht um die Ohren, um reduzierte Sachen zu ergattern! Tja, ich hab davon leider nichts mitbekommen.. ;-)

Freitag Abend ging es mir dann schon etwas besser und ich habe mich mit meinen Freunden auf den Weg in den Lincoln Park Zoo gemacht, weil dort die berühmten "Zoolights" zum ersten Mal gezeigt wurden. Dabei wird der gesamte Zoo mit bunten Lichtern geschmückt, es ist wirklich, wirklich erstaunlich und absolut sehenswert!!! Hier ein paar Impressionen:












Das restliche Wochenende haben wir dann hauptsächlich noch mit Sightseeing und mit Shopping verbracht, allerdings hat es sowohl Samstag als auch Sonntag leider ziemlich viel geregnet, weshalb sich das Sightseeing eher auf geschlossene Gebäude begrenzt hat.

Seit Sonntag bin ich nun also auch wieder zurück in Indianapolis und seitdem auch ziemlich im Stress, weil bis nächste Woche die meisten meiner Seminararbeiten und Projekte fertig sein müssen. Allerdings geht mir das im Moment ziemlicht leicht von der Hand, weil ich ja in genau einer Woche schon nach Hause fliege, irre oder? Ich muss sagen, ich kanns gerade wirklich nicht mehr erwarten, vor allem weil ich mich auch ziemlich auf die Vorweihnachtszeit in Deutschland freue. Aber am meisten freue ich mich natürlich darauf, meine Familie und meine ganzen Freunde endlich wieder zu sehen! Wobei ich sagen muss, dass die Vorweihnachstzeit hier in den USA auch wirklich schön ist, die Amerikaner sind Weltmeister im Häuser dekorieren. in den Malls ist alles total weihnachtlich und festlich geschmückt und im Fernsehen laufen schon seit knapp zwei Wochen alle möglichen Weihnachtsfilme, inklusive Santa Clause 1, 2 &3!!

Nachdem ich also nach Deutschland heimfliege, habe ich auch schon wieder einiges vor. Erstmal muss ich noch eine weitere Seminararbeit fertig kriegen. Und für das vierte Adventswochenende habe ich nun auch schon wieder Pläne, mit zwei Freundinnen geht es für ein Wochenende nach Salzburg, zum einen wollen wir natürlich auf den Christkindlmarkt, zum anderen wohnt und studiert ein Freund von uns da, den wir besuchen wollen.

Wie ihr seht, wird es mir also nie langweilig :-)

Mittwoch, 16. November 2011

Kinder, wie die Zeit vergeht...

Ohja, wahnsinn, es sind gerade mal noch 3 Wochen, bis ich nach Hause fliege. Ich habe gerade mal gezählt, noch 23 Tage :-) Insgesamt bin ich jetzt schon fast 16 Wochen hier und ich muss sagen, Indianapolis ist wirklich eine schöne Stadt. Erst heute morgen war ich mal wieder am sogenannten "Canal" laufen - ja, es ist tatsächlich wie ein kleiner Fluss eben mitten durch die Stadt. Ich überlege mir mittlerweile schon, was ich meinen Eltern alles zeigen will, wenn sie nächstes Jahr im Mai nach Indianapolis kommen und der Canal gehört definitiv dazu.

Richtig gelesen, meine Eltern kommen mich im Mai besuchen. Naja, was heisst besuchen, sie holen mich wohl eher ab. Meine Abschlussfeier hier in Indy ist am 13. Mai, worauf ich mich schon wirklich freue. Das wird wohl genau so, wie man es aus den ganzen amerikanischen Filmen kennt, so mit Talar und Hut und so... Nachdem ich meinen Eltern dann ein paar Tage Indianapolis gezeigt habe (ja, hier gibt es tatsächlich sehenswerte Sachen!), geht es von hier aus weiter für 10 Tage nach Miami und Cape Coral, so richtig schön Badeurlaub. Und danach noch für eine Woche nach Boston und Umgebung, bevor wir Anfang Juni dann wieder in die Heimat zurückfliegen.

Aber jetzt freue ich mich wie gesagt erstmal darauf, über Weihnachten für ganze 4 Wochen nach Hause zu fliegen. Ich freue mich auf die Adventsstimmung, das Plätzchenbacken, die Christkindlmärkte, Glühwein, und und und. Apropos Plätzchenbacken, ich habe es tatsächlich geschafft, die Zutaten für Vanillekipferl zu finden, wobei es hier allerdings keine gemahlenen Mandeln gibt, sondern nur so Mandelstifte. Musste mir dann also erstmal eine Reibe zulegen und dann bin ich erstmal eine knappe Stunde in der Küche gestanden und hab Mandelstifte gerieben. Vielleicht sollte ich mich das nächste Mal doch auf den Weg zu Whole Foods Market machen, der etwa eine halbe Stunde mit dem Auto weg ist. Alles in allem sind die Vanillekipferl aber dann gelungen, meine Mitbewohnerinnen haben sich auch gefreut, als ich ihnen kleine Päckchen gemacht habe. 



Achja. ich hatte euch beim letzten Mal ja auch noch ein Foto von mir in meinem Halloween Kostüm versprochen - ich habe es nicht vergessen! Übrigens gab es einige Diskussionen, was ich denn jetzt tatsächlich bin... Es gab einige lustige Vorschläge wie Hexe oder Tinker Bell, aber letztendlich war ich eben doch eine Libelle - man beachte die Flügel!!!


Das neben mir ist übrigens Erin, eine Kommilitonin von mir und sozusagen meine "beste Freundin" hier drüben in Indianapolis. Sie ist genauso wie ich extra für den Studiengang nach Indianapolis gezogen, ursprünglich kommt sie aus Washington D.C., und studiert hat sie in Radford/Virginia. Achja, und ihre Eltern wohnen derzeit in Japan ;-)

Bevor ich also in gut 3 Wochen nach Hause fliegen kann, gibt es noch einiges zu tun. Das Herbstsemester hier in den USA endet bereits schon vor Weihnachten, das heisst, bei uns ist gerade eine heiße Phase, was Abschlussarbeiten, Projekte und Präsentationen anbelangt. Obwohl ich schon ungefähr  gefühlt ein Dutzend Präsentationen hinter mir habe, muss ich bis Ende des Semesters noch zwei Seminararbeiten schreiben (25 Seiten und 20 Seiten), eine eigene Webseite mit Inhalten wie Texten, Video, Links usw. erstellen sowie einen Artikel mit ungefähr 3000 bis 4000 Wörtern über Vorteile und Nachteile von Sportgetränken wie Gatorade/Powerade für das National Sports Journalism Center schreiben. Und das wie gesagt alles in den kommenden 3 Wochen.

Nächste Woche ist hier übrigens Thanksgiving, somit haben wir Studenten auch Thanksgiving Break von Mittwoch bis Sonntag. Herbstferien sozusagen. Und Thanksgiving ist im Vergleich zu unserem Erntedankfest hier wirklich eine große Sache. An Thanksgiving fährt ungefähr jeder nach Hause zu seiner Familie und die ganze Großfamilie trifft sich, um einen Tag lang zu essen. Ja, wirklich, die futtern fast den ganzen Tag. Mit meinem Fussball Team hatten wir schon letzten Sonntag unser Thanksgiving Dinner. 25 Spielerinnen plus unsere Trainer auf einem Haufen und das alles mit jeder Menge Essen! Ich musste einfach Fotos machen, damit ihr euch ungefähr vorstellen könnt, wie das aussieht.


Das Nachspeisenbuffet!



Der "Turkey" war zu dem Zeitpunkt, als ich das Foto gemacht habe, leider schon etwas gerupft, aber ich denke, ihr könnt Euch ungefähr vorstellen, wie er vorher ausgesehen hat :-)

Ich wurde auch schon von unterschiedlichen Leuten zum Thanksgiving Dinner mit ihrer Familie eingeladen, ich habe allerdings schon andere Pläne! Ich fahre nämlich mit fünf anderen "International Students" über Thanksgiving Break nach Chicago, also von Mittwoch bis Sonntag. Die anderen fünf kommen aus wirklich exotischen Ländern, Iran, Vietnam, Japan und Mexiko - wir sind also wirklich multikulturell! Und ich bin schon wirklich gespannt auf Chicago. Habe mir schon den Lonely Planet Reiseführer zugelegt! Wir übernachten in einem Hostel etwas nördlich von Downtown Chicago und der Vorteil von Chicago ist, dass die einen Nahverkehr haben, also ein öffentliches Verkehrssystem. Es ist natürlich nicht so gut ausgebaut, wie das in München, aber immerhin muss man nicht überall mit dem Auto hinfahren! Am Thanksgiving Tag (Donnerstag, 24. November) wird in Chicago auch eine Thanksgiving Day Parade veranstaltet, so wie es in New York eine gibt. Hier ein paar Fotos von der Parade in New York:




Mal schauen, ob die Parade in Chicago genauso groß ist, wie die in New York, ich freu mich auf alle Fälle schon drauf! Das Witzige ist außerdem, dass am selben Tag der "Christkindlmarket" in Chicago eröffnet wird. Es gibt also wirklich einen deutschen Christkindlmarkt in Chicago, selbst die Internetseite dazu ist auf Deutsch! Mal schauen, was es dann da so gibt, hoffentlich kann man Glühwein kaufen :-) Auf alle Fälle werde ich meine internationalen Freunde mitnehmen und Ihnen ein bisschen deutsche Tradition zeigen. Ansonsten ist Chicago angeblich für seine Pizza bekannt, und natürlich für seine Musik. Der Vorteil von unserem Hostel ist anscheinend, dass es im "Vergnügungsviertel" liegt, wo also die ganzen Bars und Restaurants sind.

So weit, so gut. Neues gibt es dann wahrscheinlich nach unserem Trip nach Chicago!

Donnerstag, 20. Oktober 2011

3 Monate USA!

Ja, ich bin jetzt tatsächlich schon ganze 3 Monate in den USA... Wahnsinn, wie die Zeit vergeht, oder? Es war doch grad noch Ende Juli, Sommer (naja, eher ein verregneter Sommer...) in Deutschland und ich weiss noch, wie mich jeder gefragt hat, ob ich denn schon ein bisschen wehmütig bin und ich erinnere mich auch noch an den Tag vor meinem Abflug, als ich mit ziemlich viel Verzweiflung vor meinen beiden riesigen leeren Koffern gestanden bin und nicht wusste, was ich einpacken sollte... (Danke fürs Helfen, Mama!)

Jetzt sind also 3 Monate rum, mittlerweile ist auch hier in Indianapolis der Herbst angekommen, diese Woche hatten wir Höchsttemperaturen von 6 Grad und es hat seit Montag Abend bis Donnerstag Nachmittag durchgeregnet. Für das alltägliche Training ist das natürlich nicht sehr angenehm gewesen... Bei uns läuft nämlich nach wie vor die Fussball-Saison, allerdings nur noch bis nächste Woche, insgesamt haben wir noch 3 Spiele, am 30. Oktober endet die Saison mit einem Heimspiel. Leider war die Saison nicht ganz so erfolgreich, wie unser Coach sich das vorher erhofft hatte. Letztendlich geht es im Division I Fussball in den USA allerdings nur um die Konferenz-Spiele, die immer am Ende der Saison stattfinden. Nachdem wir aber in den bisherigen sechs Spielen nur einen Sieg, ein Unentschieden und vier Niederlagen einfahren konnten, haben wir leider keine Chance mehr auf die "Play-Offs", das sogenannten Summit League Tournament, wo die besten vier Teams der Konferenz nochmal gegeneinander spielen. Uns bleiben jetzt also nur noch die letzten drei Spiele, bevor die Saison und somit auch meine offizielle Fussball-Karriere in den USA vorbei sind :-) Morgen geht es noch ein letztes Mal zu einem Auswärtsspiel, genauer gesagt, nach Western Illinois, wobei wir wieder in Illinois übernachten, bevor wir dann am Samstag Mittag spielen. 10 Stunden Busfahrt durch den Mittleren Western..

Hier in den USA ist übrigens der Monat Oktober unter dem Zeichen "Breast Cancer Awareness", man will also auf Brustkrebs und seine Folgen aufmerksam machen. Wie sich das bemerkbar macht? Hier ist momentan alles rosa und pink... Selbst die Footballspieler in der NFL tragen pinke Stutzen und Armschoner, hier in Indianapolis haben sie sogar einen ganzen Fluss pink gefärbt. Auch wir haben mit dem Fussball ein bisschen dazu beigetragen, indem eines unserer Heimspiele vor zwei Wochen unter dem selben Motto stand. Dazu haben wir extra pinke Trikots bekommen, mit denen wir gespielt haben und die im Anschluss an das Spiel an den jeweils Höchstbietenden versteigert wurden. So konnten also Eltern und Familie die Trikots ihrer Kinder/Verwandten ersteigern und das Geld, das dadurch zusammenkam, kommt der American Breast Cancer Society zugute. Mein Trikot wurde extra ins Internet gestellt, damit auch meine Familie darauf bieten konnte und mein Papa hat es doch tatsächlich für 70 Dollar ersteigert! Wer hat schon ein pinkes Trikot? :-)

Auch mein Studium läuft soweit gut, mittlerweile ist schon wieder die Hälfte des Herbstsemesters rum, das Semester ist nämlich an Weihnachten schon wieder zuende, bevor es dann im Januar schon mit dem Frühjahrrsemester weitergeht. Ich hatte ja schon einmal erzählt, dass es hier ziemlich unterschiedlich zu meinem Diplom-Studium in München ist, weil wir ständig irgendwelche Hausaufgaben und Assignments haben und ständig irgendwelche Bücher lesen müssen. Auch jetzt gerade muss ich mal wieder ein Buch lesen, wobei das jetzt den Vogel abschießt. Sagenhafte 748 Seiten sind zu Bewältigen und das Ganze natürlich auf Englisch. Das Problem: Es geht über den amerikanischen Sportsender ESPN, der hier sozusagen das Heiligtum in der Sportberichterstattung darstellt. Tja, nur leider interessiert das mich nicht so sehr, dass ich freiwillig 748 Seiten auf Englisch darüber lese... Nun gut, ich muss ja nur im Anschluss daran eine Buchrezension schreiben, die ungefähr 50 Prozent der Note meines Kurses beträgt. Die spinnen, die Amis!




Das heisst, ich habe im Moment alle Hände voll zu tun, es steht nämlich nicht nur diese Buchrezension vor der Tür, sondern bis Ende des Semesters (Mitte Dezember) müssen wir so gut wie in jedem Seminar eine Seminararbeit schreiben. Für diese Woche musste ich zum Beispiel für ein Semester ein Midterm Report abliefern, in dem wir auf acht bis zehn Seiten eine Sport Webseite kritisch analysieren mussten. Wie analysiert man denn bitte eine Webseite? Ich habe also mit Müh und Not genau acht Seiten zusammengebracht, meine Diplomarbeit mit 166 Seiten hat sich da wirklich einfacher schreiben lassen. Das einzige Gute daran war, dass ich die englische Übersetzung von www.bundesliga.de analysieren durfte und ich also über eine Fussball Webseite schreiben konnte. Denn wie gesagt, Fussball interessiert hier in den USA leider kein Schwein... Umso mehr freue ich mich also darauf, wenn ich ab nächstem Jahr hoffentlich zumindestens wieder ein wenig über Fussball berichten kann. Tja, wie gesagt, bis Ende des Semesters und bevor ich über Weihnachten heimfliege, habe ich also noch alle Hände voll zu tun, ich bin wirklich schon gespannt, wie stressig es am Ende dann wird. Zur Not muss ich einfach selbst im Flugzeug ein bisschen weiterarbeiten.. :-)

Und jetzt zu etwas Interessanterem: Hier in den Staaten steht gerade Halloween vor der Tür. Na klar, der 31. Oktober ist hier fast schon sowas wie ein Feiertag. Schon seit Wochen findet man in jedem Supermarkt überdimensionale Süßigkeiten-Tüten mit allen möglichen Inhalten, die sicherlich jeden Zahnarzt erfreuen. Ob das gesund ist? Aber zum Glück gibt es neben dem Trick-or-Treat Brauchtum auch so schöne Tätigkeiten wie einen Kürbis auszuhöhlen und nach Lust und Laune zu gestalten! Dazu gehört nämlich auch, vorher zu einem Kürbisfeld, einem sogenannten Pumpkin Patch, zu fahren und sich einen Kürbis seiner Wahl auszusuchen. Genau das mache ich nämlich morgen Vormittag mit der Familie meiner Mitbewohnerin, bevor wir uns dann am Sonntag ans Aushöhlen machen! Bin schon wirklich sehr gespannt, nachdem ich sowas vorher noch nicht gemacht habe (oder mich nicht mehr daran erinnern kann..) :-) Was auch sehr interessant ist, sind die sogenannten Haunted Houses, also sowas wie Spukhäuser. Hier im Umkreis von Indianapolis gibt es bestimmt fünf oder sechs davon, die heißen dann Indy Scream Park (www.indyscreampark.com), Frighted Manor, Necropolis oder Hanna's Haunted Acres. Da fährt man also vornehmlich abends oder nachts mit Freunden hin und bezahlt bis zu 25 Dollar Eintritt, um sich dann von wildfremden Menschen bis aufs Äußerste erschrecken zu lassen. Klingt komisch? Ist es auch! Aber wenn ich jetzt schon mal hier bin, muss ich das auch direkt mal ausprobieren, auch wenn ich Horrorfilme aller Art hasse...

Pünktlich zu Halloween braucht natürlich auch jeder ein Kostüm, schon seit Wochen reden hier alle nur noch davon und man wird ständig gefragt, als was man denn an Halloween geht. Ja, man kann es also mit Fasching oder Karneval in NRW vergleichen. Und: Ich hab mir tatsächlich auch ein Kostüm zugelegt. Das Witzige am Aussuchen war, dass es sehr viele Kostüme gibt, die wie unsere bayerischen Dirndl aussehen oder irgendwas mit "Beerfest" zu tun haben. Von einer Handtasche in Bierformat bis zu Alice im Wunderland Kostümen ist also alles dabei. Ich habe mir aber erlaubt, mir ein anderes Kostüm zuzulegen, man will ja nicht unbedingt das Klischee bedienen ;-) Bei mir ist es schlussendlich ein Kostüm mit dem Namen "Dragonfly" geworden, ich bin also eine Libelle! Letztendlich ist es ein mehr oder weniger grünes Kleid mit Fransen unten und überdimensionalen Flügeln am Rücken.
Das Ganze sieht dann also so aus:



Und sobald es Fotos von mir IM Kostüm gibt, werde ich die natürlich auch hier posten.

Achja, falls es jemand noch nicht wusste, ich fliege über Weihnachten und Neujahr nach Hause. Ich habe gerade mal gezählt und es sind genau noch sieben Wochen, bevor ich mich schon wieder in den Flieger setze.. ich sag's ja, wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Ich erinnere mich noch daran, wie ich am ersten Tag hier in Indianapolis wie ein Häufchen Elend im Bad meines Hotelzimmers gesessen bin und geweint habe, weil ich Heimweh hatte. Kaum vergehen mal 3 Monate :-) Ursprünglich war mein Flug auf den 20. Dezember gebucht, also kurz nach der offiziellen Klausurenzeit. Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass hier im Master-Studium keine Klausuren am Ende des Semesters geschrieben werden, sondern man hat eben diese Seminararbeiten. Und deshalb konnte ich also meinen Flug umbuchen und fliege deshalb schon am 9. Dezember nach Hause. Zurück nach Indy geht es dann am 5. Januar, also bin ich insgesamt genau vier Wochen zuhause.

Und noch eine letzte Neuigkeit: Ursprünglich war ja geplant, dass ich bis Anfang August in Indy bleibe, weil ich eigentlich noch zwei Seminare im Sommer belegen hätte müssen. Da meine Professoren und meine Studiengangsleiterin allerdings ziemlich kooperativ sind, kann ich einen Kurs ins Frühjahrsemester vorziehen und den zweiten Kurs von Deutschland aus machen. Dadurch kann ich meinen Abschluss dann schon im Mai machen und kann an der offiziellen Abschlussfeier, dem sogennanten "Commencement" teilnehmen, was jeder aus den typischen amerikanischen Filmen kennen dürfte, wenn alle mit den Talaren und Hüten rumlaufen - und ja, ich muss sagen, ich freue mich schon ein wenig darauf! Zumal meine Eltern im Mai nach Indianapolis kommen, um mich sozusagen abzuholen und dann können sie auch bei meiner Abschlussfeier dabei sein, nachdem ich ja an der TU München sowas nicht wirklich hatte, sondern mir mein Zeugnis und mein Diplom per Post zugeschickt wurden...

So, ich glaube, ich habe mal wieder genug erzählt.. Alles in allem geht es mir im Moment wirklich sehr gut, es wird sicherlich ein wenig stressig in den nächsten Wochen, aber irgendwie brauche ich immer neue Herausforderungen und das hier ist definitiv eine! Und dann freue ich mich natürlich auch schon wieder darauf, wenn ich Anfang Dezember heimfliege.

Mittwoch, 21. September 2011

Uni-Leben @ IUPUI

Seit 22. August läuft in ganz USA ja schon wieder das offizielle Schuljahr - und somit auch mein Studium. Wer bis jetzt noch nicht mitbekommen hat, warum ich überhaupt in Indianapolis bin, sollte es spätestens jetzt wissen: Wegen diesem einen ganz speziellen Master-Programm, welches hier an der Indiana University - Purdue University Indianapolis, kurz IUPUI (man spricht übrigens jeden Buchstaben extra aus, das hört sich dann ungefähr wie 'Ei Ju Pi Ju Ei an), gibt.

Und dieses eine ganz spezielle Master-Programm nennt sich Master of Arts in Sports Journalism. Gibt es so in dieser Art genau nur einmal in den USA, nämlich in Indianapolis. Auf das Programm bin ich eigentlich eher zufällig gestoßen. Nachdem ich letztes im Frühjahr schon wusste, dass ich mit meinem Diplom-Studium früher fertig werde und ich bis dahin auch meine Diplomarbeit schon geschrieben habe, habe ich natürlich angefangen, darüber nachzudenken, was ich nach meinem Studium mache. Nachdem ich es während dem Studium nicht geschafft habe, ins Ausland zu gehen, weil das Diplom an sich und unser Studiengang im Speziellen am Auslaufen waren, war es somit am Logischsten, ein Auslandsjahr nach dem Studium zu machen.

Ab Juli 2010 habe ich mich dann also informiert, welche Journalismus Studiengänge in den USA so angeboten werden. Meine erste Überlegung war, an die Columbia nach New York zu gehen, weil das die einzige Uni der sogenannten "Ivy League" ist, an der Journalismus angeboten wird. Über Google bin ich dann aber zuerst auf eine Uni in Texas gestoßen, die einen Bachelor-Studiengang in Sportjournalismus anbietet und schließlich bin ich dann auf die Seite des National Sports Journalism Center (http://sportjournalism.org) gelandet, welches ihren Hauptsitz in Indianapolis hat. Und auf der Seite habe ich dann das erste Mal gelesen, dass es seit Herbst 2010 diesen neuen, einzigartigen Master-Studiengang in Sportjournalismus gibt. Von da an wusste ich eigentlich, dass ich genau das machen will.

Um zum Master-Studiengang zugelassen zu werden, musste ich allerdings einiges aufweisen. Gestartet habe ich mit dem TOEFL-Test, mein Ziel waren 100 von 120 Punkten, letztendlich sind es dann 99 geworden mit unglaublichen 27 von 30 Punkten im Speaking Test! Anschließend musste ich mich natürlich wie jeder andere Student auch an der Uni bewerben. Und das war komplizierter als gedacht. Für meine Bewerbung brauchte ich nämlich drei Empfehlungsschreiben von Hochschul-Professoren, außerdem ein Personal Statement mit Erklärung meiner Motivation über etwa drei Seiten und natürlich persönliche Angaben usw. Bei meinem ersten Versuch, mich online zu bewerben, ist dann auch noch einiges schiefgelaufen. Meine Online-Bewerbung wurde komischerweise vom System geschluckt, auf alle Fälle war sie unauffindbar. Letztendlich musste ich mich Ende April (!) noch einmal online bewerben. Erst Ende Mai habe ich dann endlich eine endgültige Zusage bekommen und konnte meinen Flug nach Indianapolis buchen. Anfang Juli habe ich dann noch den GRE-Test gemacht, den in den USA jeder machen muss, wenn er ein Master-Studium machen will. Die Schwierigkeit am GRE-Test ist zum einen der Vokabel-Teil, vor allem aber der Mathe-Teil. Statistik auf Englisch ist in der Tat noch schwerer als auf Deutsch.

Nun aber mal so zum täglichen Uni-Leben hier an der IUPUI. Das Master-Programm geht genau ein Jahr, in dem man insgesamt 10 Seminare bzw. Kurse belegen muss, am Ende hat man dann also insgesamt 30 Credits. Jetzt im Herbst lauten die Kurse "Digital Sports Journalism", "Business of Sports Journalism", "Media and Society Seminar" und "Media Coverage of Sports". Das Gute an einem Master-Studium ist auch die Tatsache, dass die Klassen sehr klein sind. In jedem meiner Seminare sitzen also maximal 12 bis 15 Studenten - nichts im Vergleich zu manchen Seminaren an der Sportfakultät, geschweige denn im Vergleich zu BWL-Vorlesungen an der LMU mit zum Teil 600-700 Studenten im Audimax. Der Vorteil (für faule Studenten könnte es auch ein Nachteil sein...) ist, dass der Dozent natürlich auf jeden einzelnen Studenten persönlich eingehen kann.

Wer sich mit dem amerikanischen Sportsystem vielleicht nicht so auskennt, hier eine kurze Erklärung: Fussball existiert in den USA so gut wie nicht. Die Major League Soccer (MLS), wo unter anderem Frank Rost und Thorsten Frings momentan spielen, interessiert hier kein Schwein. Hier geht es wirklich nur um Football, Basketball und Baseball! Momentan läuft hier die NFL (National Football League) Saison und Menschen strömen in Massen in die Football-Stadien. Auch Indianapolis hat ein Profi-Football-Team, die Indianapolis Colts, die momentan ziemlich schlecht sind, weil ihr Quarterback Peyton Manning wegen eine Rücken-OP mindestens bis Weihnachten ausfällt (das ist hier echt ein Riesen Drama für jeden Football-Fan in Indianapolis!).

Nachdem ich von Football so gut wie keine Ahnung habe, und gerade mal weiß, dass es Touchdowns und Field Goals gibt, ist es für mich natürlich immer wieder eine Herausforderung, wenn wir in unseren Seminaren über Football reden. Langsam aber sicher lerne ich, wie hier die professionellen Teams heißen oder wie manche Star-Quarterbacks heißen. Mit einem meiner Kommilitonen besitze ich auch ein Fantasy Football Team, was man ungefähr mit Comunio in Deutschland vergleichen kann. Jede Woche stellt man also seine eigene Mannschaft auf und spielt gegen andere Spieler seiner Liga. Und je nachdem wie deine Spieler in den wirklichen Spielen ihrer Teams abschneiden, also je nachdem, wieviele Yards sie laufen oder wieviele Touchdowns sie machen, umso mehr Punkte bekommt jeder Spieler. Ist für mich als Neuling am Anfang ziemlich schwer, aber man bekommt dadurch einen ganz guten Überblick.

Was an der Uni hier auch wirklich sehr, sehr unterschiedlich ist, sind die ständigen "Assignments", also Hausaufgaben. Hier hat man wirklich ständig Hausaufgaben, eigentlich so gut wie jeden Tagen muss man irgendwelche Artikel lesen und Zusammenfassungen schreiben, eigene Berichte schreiben oder Blog-Einträge mit selbstgemachten Videos erstellen. Erst heute war meine ganze Klasse bei einem Training meines Fussball-Teams, um Spielerinnen für ihren Blog zu interviewen, weil wir das als Projekt für eins unserer Seminare machen müssen. Auch ich habe eine unserer Stürmerinnen interviewt und bei Gelegenheit werde ich einen Link zu meinem fertigen Projekt, dem Blog-Eintrag mit Video, posten.

Anstatt also wie an der Sportfakultät der TU München immer nur am Ende des Semesters für zwei bis drei Klausuren zu lernen, ist man hier ständig am arbeiten und lernen. Ich lese mittlerweile schon mein zweites von sieben Büchern, welche wir in diesem Semester in den vier Seminaren bearbeiten.

 Und zusätzlich zu den ständigen Hausaufgaben, müssen wir in jedem Seminar ein "final paper" abgeben, also sowas wie eine Seminararbeit am Ende des Semesters. Das Semester endet hier übrigens schon vor Weihnachten, am 12. Dezember.

Natürlich möchte ich noch die Studiengebühren in den USA erklären. Was das betrifft, haben wir in Deutschland echt Glück, dass wir je nach Bundesland maximal 542 Euro pro Semester zahlen müssen. Und selbst darüber habe ich mich persönlich aufgeregt, als sie damals eingeführt wurden. Das wäre für die Amis wirklich ein Segen. Ein normales 4-jähriges Bachelor-Studium kostet hier nämlich ein Vermögen. Familien sparen zum Teil ein ganzes Leben lang, um ihren zwei bis drei Kindern ein Studium zu ermöglichen. 10.000 Dollar pro Semester sind hier keine Einzelheit, je nach Studiengang kostet es weniger oder mehr. Ein Master-Studium ist noch teurer und auch ich als internationale Studentin bin leider nicht von Studiengebühren befreit.

Zum Glück habe ich ein Stipendium vom German-American Max Kade Center, was mir doch einen erheblichen finanziellen Zuschuss gewährt, allerdings deckt das nicht mal die Hälfte der Studiengebühren für das komplette Jahr ab. Im Gegenzug belege ich im Moment einen Kurs, der sich American Studies nennt und unter dem offiziellen Titel "German Heritage in Indiana" läuft. Wirklich ein interessantes Seminar! Und außerdem haben wir einen Dozenten aus Deutschland, genauer gesagt aus Regensburg, der sich darüber freut, dass er etwas deutsche Unterstützung in seinem Seminar hat. Alle anderen Seminarteilnehmer sind Amerikaner, die meisten davon haben aber eine wirklich große Vorliebe für Deutschland, sind Mitglieder im "German Club" und waren zum Teil auch schon mindestens einmal in Deutschland im Urlaub.

Was meine Kommilitonen generell anbelangt, bin ich wirklich sehr glücklich. Sowohl in meinen Sportjournalismus Seminaren als auch in meinem German Heritage Seminar sind alle echt super nett. In meinem Master-Studiengang sind die jüngsten Studenten 22 Jahre alt, die ältesten ungefähr Mitte Dreißig. Einige von denen haben schon mehrere Jahre im Sportjournalismus-Bereich gearbeitet und haben jetzt beschlossen, nochmal an die Uni zu gehen, um ihren Master zu machen. Ein Master ist hier in den USA wirklich eine Auszeichnung, die nicht jeder hat, weil sich manche ein Master-Studiengang einfach nicht leisten können oder einfach nicht mehr zurück an die Uni gehen, nachdem sie mal ein paar Jahre gearbeitet haben. Was die Besetzung anbelangt, kommen die Wenigsten direkt aus dem Bundesstaat Indiana. Einer kommt aus Salt Lake City, eine andere kommt aus Virginia, andere wiederum aus Ohio oder Illinois. Neben mir gibt es noch zwei andere internationale Studenten, eine Chinesin und ein Koreaner. Wobei ich von den dreien bei Weitem (!!!) das beste Englisch spreche, vor allem was auch die Aussprache und den Akzent anbelangt. Bei den beiden hat man oft Probleme, sie richtig zu verstehen. Die Chinesin hat deswegen auch gestern ihren Studiengang getauscht und ist jetzt von Sportjournalismus zu PR gewechselt. Mit der Begründung, dass in dem anderen Studiengang wohl noch ein anderer chinesischer Student ist. Würde mir ja nicht im Traum einfallen, wegen der Sprache meinen Studiengang zu wechseln.

Apropos Sprache, Amerikaner an sich sprechen ja gerne sehr undeutlich und verschlucken Wörter oder sprechen in einem gewissen Slang. Journalisten sprechen zusätzlich auch noch sehr viel und sehr schnell. Für jemanden, dessen Muttersprache kein Englisch ist, ist es also am Anfang ziemlich schwer, alles zu verstehen. In den ersten 2-3 Uni-Wochen bin ich also zum Teil in den Seminaren gesessen und habe nur einen Teil mitbekommen. Nachdem ich aber jetzt schon fast 8 Wochen in Indianapolis bin, habe ich mittlerweile eigentlich so gut wie keine Probleme mehr. Schon erstaunlich, wie schnell man sich an so was gewöhnt - aber das war für mich ja auch der Hauptgrund, in den USA zu studieren. Nicht wegen dem zusätzlichen Master, sondern hauptsächlich wegen der Sprache und den Fachbegriffen im Sportjournalismus.

So, ich denke, ihr habt jetzt ganz gut mitbekommen, wie das Uni-Leben hier in Indianapolis ist. Ziemlich anders im Vergleich zur Uni in München, andererseits taugt mir das aber auch ganz gut, vor allem eben, dass wir so eine kleine Gruppe sind.

Freitag, 9. September 2011

Soccer!

Viele wissen ja sicherlich, dass Fussball meine große Leidenschaft ist. Ich spiele schon seit meinem vierten Lebensjahr und habe in meiner "Karriere" schon den einen oder anderen Verein in den verschiedensten Ligen durchlaufen. Von Bezirksliga bis 2. Bundesliga war alles dabei.

Die letzten 1 1/2 Jahre habe ich schließlich in der zweiten Mannschaft des FFC Wacker München in der Bayernliga gespielt, nachdem mir für die erste Mannschaft die Zeit, aber vor allem auch der Ehrgeiz immer mehr gefehlt hat. Wenn man während der Vorbereitung bzw. zu Beginn der Saison mal eben für vier Wochen nach Australien abdüst, lohnt es sich einfach nicht, in einer hochklassigeren Mannschaft zu spielen.

Als sich letztes Jahr in mir immer mehr die Idee entwickelt hat, ein Auslandsjahr bzw. ein komplettes Master-Studium in den USA zu absolvieren, habe ich mir natürlich auch überlegt, wie es mit dem Fußball wäre.

Nachdem ich mich für das Master Programm in Sportjournalismus an der IUPUI (Indiana University - Purdue University Indianapolis) entschieden habe, habe ich dem Fußball Coach eigentlich ziemlich unverbindlich mal eine E-Mail geschrieben. Was dann zurückkam, hat mich ein wenig überrascht: Die Planungen für die Saison 2011 waren eigentlich schon letztes Jahr im Herbst abgeschlossen, also zu dem Zeitpunkt, als ich die E-Mail geschickt habe. Mein Coach hat sich aber dazu entschieden, mich zusätzlich noch mit in den Kader zu nehmen - als 26. Spielerin im Team.

Die einzig große Hürde, um in den USA an einer Uni spielen zu dürfen, war die National College Athletic Association, kurz NCAA. Die NCAA ist laut Wikipedia ein Freiwilligenverband, über den viele Colleges und Universitäten der USA ihre Sportprogramme organisieren. Die NCAA ist sozusagen der Verband, bei dem alle College-Spieler einer jeden Sportart registriert sein müssen, bevor sie spielen dürfen.

Man begibt sich also auf die Homepage des NCAA Eligibility Center und füllt ein Profil aus, wo man unter anderem sämtliche Teams angeben muss, wo man in seiner aktiven Laufbahn gespielt. Mit der NCAA hatte ich deshalb so Probleme, weil ich von 2005 bis 2006 und nochmal von Sommer 2008 bis Winter 2009 in der 2. Bundesliga gespielt habe und dort eine Punkteprämie bekommen habe. Das heißt, je nachdem, wie viele Punkte wir geholt haben und je nachdem, wie viel ich in diesen Spielen gespielt habe, habe ich am Ende der Saison eine bestimmte Menge an Geld ausgezahlt bekommen. Das war meistens nicht mehr wie 160 Euro, wovon ich mir am Ende des Jahres ein paar neue Fußballschuhe kaufen konnte.

Für die NCAA wurde ich dadurch aber zur "Profi-Spielerin", weil ich für Fußball spielen bezahlt wurde. Ich musste also unter anderem alle Spiele aus diesen Jahren zusammenstellen und angeben, wieviel Geld ich dafür genau bekommen habe. Und das alles habe ich gemacht, während ich im 7. Semester an der TU München studiert habe, meine Diplomarbeit geschrieben habe und auch noch Teilzeit 18 Stunden an der Uni als Studentische Hilfskraft gearbeitet habe. Letztendlich habe ich meine "Eligibility", also die Erlaubnis zu spielen, bekommen, allerdings mit Auflagen. Ich musste 215 Dollar an einen Wohltätigkeitsverband zahlen, um "reinstated" zu werden.

Das Fußball spielen hier in den USA war auch der Grund, warum ich schon Ende Juli in die USAgeflogen bin. Die Uni hat hier erst am 22. August angefangen, die Fußball-Vorbereitung jedoch offiziell schon am 31. Juli. Also gerade mal 1 1/2 Tage, nachdem ich in den USA angekommen war, hatten wir Sonntag Früh um 8 Uhr bereits den ersten Fitness-Test. Diese Fitness-Tests sind hier eine Team-Regel, um als neue Spielerin während der Saison spielen zu dürfen, muss man zwei Fitness-Tests bestehen. Spielerinnen, die schon mindestens ein Jahr im Team sind, müssen sogar mindestens einen Test bestehen, um überhaupt trainieren zu dürfen.

Bevor ich in die USA geflogen bin, habe ich etwa 2 1/2 Monate wirklich hart auf diese Tests und vor allem das Training hier drüben hintrainiert. Ich denke, einige von Euch haben mitbekommen, dass ich mich fast täglich nach meinen Praktika ins Fitness-Studio geschleppt habe und nicht nur Ausdauer-, sondern vor allem auch Krafttraining gemacht habe. Ich habe dann auf Anhieb auch beide Fitness-Tests bestanden, der eine war der sogenannte "Beep-Test", der anderen nennt sich "120's", wobei man insgesamt 10 Mal 120 Yards (etwa die Länge eines Fußballfeldes) in 20 Sekunden sprinten muss, dann hat man 36 Sekunden, um die 120 Yards wieder zurückzulaufen. Anschließend hat man 36 Sekunden Pause. Nach dem vierten und siebten Lauf hat man jeweils 1 Minute Pause. Wer jemals die Erfahrung gemacht hat, seinen inneren Schweinehund überwinden zu müssen, weiß also, wovon ich rede. Das Gefühl danach, wenn man bestanden hat, ist natürlich umso schöner :-)

Ab dem 3. August gings dann auch auf dem Platz los. Jedoch kann man eine normale Vorbereitung in Deutschland überhaupt nicht zu der hier in den USA vergleichen. Beim FFC Wacker haben wir während der Vorbereitung drei Mal die Woche abends Training. Hier in den USA hat man während der Vorbereitung zwei Mal am Tag Training, morgens um 8:30 Uhr und nachmittags um 16:00 Uhr. Zum Glück ging die Vorbereitung nur zwei Wochen, denn lange halten der Körper und vor allem die Muskeln das nicht aus.

Ein paar Tage später haben wir dann auch unsere Ausrüstung bekommen - eine ganze Sporttasche voll mit Klamotten. Trainings-T-Shirts, Trainings-Hosen, Stutzen, Pullis, Sweatshirts, lange Jogginghosen, Regenjacke, Winter-Parka, Radlerhosen, Dri-Fit-T-Shirts, Thermo-Unterwäsche sowie Trikots. Und das Beste: einen Teil davon dürfen wir nach der Saison sogar behalten!

Auch vom Umfeld her, ist hier alles sehr viel professioneller. Wir haben meistens zwei Athletik-Trainer beim Training dabei, die sich um Getränke und physiologische bzw. medizinische Betreuung kümmern. Wir bekommen also immer Wasser und Gatorade gestellt und nach dem Training sind Eisbeutel verfügbar, falls irgendwelche Muskeln zwicken. Außerdem gibts einen "Training Room", wo man nach dem Training und Spielen hingehen kann, um behandelt zu werden oder ein Eisbad zu nehmen. So eine professionelle Betreuung habe ich persönlich noch nie erlebt, ich denke aber, dass es bei den Bundesligisten in Deutschland der Normalfall ist. Ich könnte mich auf alle Fälle daran gewöhnen!

Was das Niveau beim Training bzw. den Spielen angeht, war es für mich auch ziemlich unterschiedlich. Alles ist hier viel schneller und athletischer, die Amis legen viel mehr Wert auf Fitness und Fitness-Training. Die nutzen das Frühjahr-Semester hier aus, um fast ausschließlich an ihrer Fitness zu arbeiten. Es wird also kaum gespielt, sondern die machen hier hauptsächlich Kraft- und Sprinttraining.

Auch jetzt während der offiziellen Saison im Herbst, haben wir Dienstags und Mittwochs Früh jeweils um 6:45 Uhr Kraft- und Stabilisationstraining im NIFS (National Institute for Fitness and Sport) - sogar Michael Phelps und Barack Obama haben hier schon trainiert. Wir haben also verschiedene individuelle Trainingspläne und einen eigenen Fitnesstrainer (Mike), der mir versprochen hat, dass ich nach diesem Jahr Klimmzüge machen kann. Ob das stimmt, werden wir ja sehen (ich bin ehrlich gesagt noch etwas skeptisch!).

Habe ich mich in den ersten 2-3 Wochen im Training noch etwas überfordert gefühlt, vor allem, was das Spiel- und Lauftempo anbelangt, gewöhne ich mich mittlerweile immer mehr daran. Man ist im Spiel also die ganze Zeit unterwegs und sollte immer anspielbar sein. Ich bin also schon gespannt, wie es mir dann geht, wenn ich nächstes Jahr wieder in Deutschland spiele.

Achja, was auch noch sehr unterschiedlich ist, dass es hier so gut wie keine normalen "Vereine" gibt, sondern nur College- bzw. Uni-Teams. In den Vereinen hier darf man nur ungefähr bis 19 spielen. Das ist also für diejenigen Spielerinnen, die an ihrer High School Fußball spielen und dann in der Sommerpause nicht aussetzen wollen. Außerdem spielen hier in den Vereinen meistens auch nur die richtig guten Spielerinnen. Wenn man also während seiner College-Zeit weiter Fußball spielen will, muss man sich ein College-Team suchen. Wenn man natürlich richtig gut ist, hat man sehr gute Chancen, ein (Teil-)Stipendium zu bekommen, also eine Art finanzielle Unterstützung. Eine der Spielerinnen hier hat sogar ein Housing-Scholarship, das Fußball-Programm zahlt ihr also eine Wohnung auf dem Campus, die sehr teuer sind. Viele bekommen aber einfach monatlich eine bestimmte Summe, sozusagen als finanzielle Spritze.

Erst heute habe ich auch unser Team-Foto bzw. meine Einzelfotos bekommen. Vor etwa 3 Wochen hatten wir Foto-Termin mit dem ganzen Team und man konnte Team- und Einzelfotos in bestimmten Mengen und Größen bestellen. Habe mir also ein schönes großes Team-Foto und ein paar Einzelfotos von mir in IUPUI-Trikot, sowie einen Schlüsselanhänger und Magnete bestellt. Tolle Sache!!!

So, ich hoffe, ihr habt jetzt einen guten Eindruck davon bekommen, wie es mit dem Fußball hier drüben ist. Alles in allem ist es sehr viel professioneller, als was ich in Deutschland bisher gewohnt war. Und es ist auf alle Fälle eine wirklich gute Erfahrung :-)

P.S.: Hier noch unser 2011 IUPUI Women's Soccer Teamfoto!

Samstag, 3. September 2011

Meine ersten 5 Wochen in Indianapolis

Hallo ihr Lieben!

Jetzt wird es endlich mal Zeit, dass ich ein wenig über meine Zeit in Indianapolis berichte und das geht natürlich am einfachsten über einen Blog :-)

Mittlerweile bin ich schon seit über 5 Wochen in Indianapolis, die Zeit vergeht wirklich wie im Flug. Apropos Flug, meine beiden Flüge nach Indy waren alles in allem Okay. Am Flughafen in München sind beim Abschied natürlich erst mal ein paar Tränen geflossen, man sieht seine Family ja doch für längere Zeit nicht. Mein erster Flug ging dann nach Charlotte/South Carolina, wo ich umsteigen musste. Als ich in Charlotte angekommen bin, hat man sofort gemerkt, dass in den USA zur Zeit ein anderes Klima herrscht als im kalten und verregneten Deutschland, aus dem ich weggeflogen bin. Zum Glück hatte ich gleich mal eine kurze Hose im Handgepäck. Am Immigration Check-In bin ich dann erst mal satte 1 1/2 Stunden gestanden, bis ich endlich - ohne Probleme - durch war - samt neuem Stempel in meinem Reisepass. Aufgrund der langen Wartezeit hatte ich fast ein bisschen Angst, dass ich meinen Weiterflug verpasse, nachdem ich dann auch nochmal durch den kompletten Security-Bereich durchmusste. Als ich dann endlich im Terminal drin war, hatte mein Weiterflug natürlich 45 Minuten Verspätung. Habe mir dann meinen ersten amerikanischen Frozen Yoghurt geholt. Der Weiterfliug nach Indianapolis war dann in einem Mini-Flieger von United Airways - klar, wer will schon nach Indianapolis außer denjenigen, die da wohnen? Genau, niemand! Am Flughafen angekommen, bin ich dann von meiner Mitbewohnerin Megan, ihrem Freund Connor und ihrer Mutter abgeholt worden.


Zu dem Zeitpunkt war es in Deutschland schon ungefähr 3 Uhr morgens und ich war ziemlich müde und kaputt und wollte eigentlich nur noch schlafen. Wir sind dann aber erstmal zu unserem Apartment gefahren und ich habe einen ersten Eindruck von meinem Zimmer bekommen. Danach haben sie mich im University Place Conference Hotel abgeliefert, wo ich mich für das erste Wochenende eingebucht hatte, um mich richtig ausschlafen zu können. Um 22 Uhr amerikanischer Zeit - 4 Uhr morgens deutscher Zeit - bin ich dann auch endlich ins Bett gekommen und habe dann auch gleich mal bis 7 Uhr morgens durchgeschlafen - so schnell kann mich sich auch umgewöhnen ;-)

Am nächsten Tag - Samstag - gabs dann erstmal ein schönes amerikanisches Frühstück mit Pancakes und Obst! Lecker!


Und danach hat mich meine Mitbewohnerin abgeholt und ist mir einkaufen gefahren, zu Walmart und Target. Da bekommt man mittlerweile wirklich alles, was man braucht... das ist fast wie IKEA. Man bekommt Bettzeug, Handtücher, Küchengeräte, Kissen, Decken, aber auch Möbel, Bürostühle, genauso wie Schulzeug, Spielsachen, Sportzeug oder Klamotten und natürlich auch Elektronik-Sachen. Achja und ein Supermarkt ist auch integriert. Wobei man sagen muss, dass Walmart wirklich das Günstige vom Günstigsten ist. Da ist Target schon ein bisschen hochwertiger.

Ich habe mich dann auch gleich mal mit den notwendigsten Sachen eingedeckt, wie Bettwäsche, Nachttisch, Kleiderschrank, Schuhschränkchen, Bürostuhl, Steh- und Nachttischlampe usw. Sogar einen Drucker, achja und ein Fahrrad (89 Dollar bei Walmart) habe ich! Das Fahrrad brauche ich für den Campus. Da unser Apartment am Campus ist, bin ich nämlich auf dem Campus nur mit dem Rad unterwegs. Ein Parkschein für den Campus würde für ein Jahr nämlich 228 Dollar kosten - das spare ich mir also, außerdem ist mit dem Fahrrad alles auch gut erreichbar.

Gleich am nächsten Tag - Sonntag - ging es dann um 8:30 Uhr früh zum ersten Meeting mit meiner Fussball-Mannschaft. Wir mussten in den ersten Tagen Fitness-Tests bestehen, um trainieren und spielen zu dürfen. Das wird zwar nicht vom Verband (NCAA) vorgeschrieben, ist jedoch eine Teamregel, dass man 2 Fitness-Tests bestehen muss. Ich habe meine beiden Tests auf Anhieb bestanden, ich habe aber in den Wochen davor auch ziemlich viel dafür trainiert gehabt.

Das erste richtige Training auf dem Platz hatten wir dann ein paar Tage später am Mittwoch, wobei die Vorbereitung anstrengender war, als was ich aus Deutschland gewohnt war. In Deutschland trainiert man 3-4 Mal die Woche abends, hier hat man in der Vorbereitung 2 Mal am Tag Training - morgens um 8:30 Uhr und nachmittags um 16 Uhr. Insgesamt ist hier alles sehr viel professioneller als was ich aus Deutschland gewohnt war - gleich zu Beginn bekommt jede Spielerin eine ganze Sporttasche mit Sportsachen voll - von Trainings-T-Shirt bis zu Stutzen, Sweatshirts, Winterparka, Regenjacke, Regenhose, von Sliders (sowas wie Radlerhosen), Jogginghosen, Thermofit-T-Shirts, kurze Hosen bis zu Thermo-Unterwäsche. Achja, Rucksack und Laufschuhe natürlich nicht zu vergessen. Einen Teil davon (Trainings-T-Shirts, Stutzen, Thermo-Unterwäsche, Laufschuhe) dürfen wir am Ende behalten, den Rest müssen wir zurückgeben. Das alles ist natürlich von Nike, hier läuft eh fast jeder nur in Nike-Sachen rum.


Achja, und wir haben eine eigene Umkleidekabine, sowas hatten die hier bis jetzt noch nicht. Ist ziemlich cool geworden, wir haben eigene kleine Abteilungen und extra Stühle und der Neffe unseres Coaches hat das IUPUI Maskottchen an die Wand gesprayt!



Nach gut in einer Woche hatte ich dann einen ersten Anflug von Heimweh, was daraus resultierte, dass man hier ohne Auto so gut wie aufgeschmissen ist. Ohne Auto kommt man nicht mal zum Supermarkt, weil der nächste Supermarkt ein Stück weit weg ist, das ist nicht so wie in Deutschland, dass an jedem Eck ein Edeka, Rewe, Lidl, Tengelmann oder Penny ist. Hier gibt es entweder Marsh, Kroger, Walmart oder Target. Nach genau einer Woche hab ich mich also irgendwie "stuck" gefühlt, als würde ich irgendwie feststecken. Nachdem ich das meinen Eltern erzählt haben, meinten die, dass ich mich doch mal wegen einem Auto umschauen soll und haben mir sozusagen zugesichert, dass ich eins haben kann, wenn mir das hilft, um sozusagen unabhängig zu sein. Glücklicherweise habe ich in den Tagen mir ein Bankkonto zugelegt und habe die Dame in der Bank angesprochen, ob sie nicht vielleicht was wissen, wo man ein Auto leasen oder kaufen kann. Die Managerin hatte dann tatsächlich ein paar gute Kontakte zu verschiedenen Autohändlern. Am Anfang stand ein Honda Civic im Raum, letztendlich ist es dann aber ein Hyundai Accent geworden. Wobei man bei den amerikanischen Autohändlern wirklich aufpassen muss. Die ziehen hier junge ausländische Studentinnen sehr gern über den Tisch, habe bei verschiedenen Autohändlern so einiges erlebt. Einer wollte mir einen VW Jetta für 13000 Dollar andrehen, der letztendlich nur 9000 Dollar wert gewesen wäre. Bei meinem Hyundai Accent hatte ich aber von Anfang an ein gutes Gefühl, erstens mal hat er nicht so viele Meilen drauf (41200 Meilen), zweitens mal ist es ein kleines schnuckliges Auto, das ich nächstes Jahr hoffentlich wieder leicht weiterverkaufen kann.


Seit gut 2 1/2 Wochen bin ich also auch selbst mobil und seitdem erkunde ich Indianapolis - sowohl Downtown als auch die Regionen, die etwas außerhalb liegen. Man orientiert sich hier schnell, da in den USA alles sehr logisch aufgebaut ist. Man fängt ungefähr bei der 10. Straße an und geht dann einfach in den Zahlen weiter. Es gibt also die 21st Street, die 38th Street, die 46th Street usw. Und dann fügt man noch hinzu, ob es South/North/West oder East ist, um zu wissen, in welche Richtung man fahren muss. Es gibt auch sowas wie einen Mittleren Ring, das ist hier die Interstate-65 bzw. 465, die einmal rund um Indianapolis geht.

Als nächstes würde ich euch gerne ein bisschen über meine Probleme mit dem amerikanischen Englisch erzählen. Ich denke, ich darf von mir behaupten, dass ich schon vor meiner Zeit hier in Indy ziemlich gut Englisch reden konnte, was hauptsächlich von meinem High-School Aufenthalt 2004 in Elkins/West Virginia kam. Damals habe ich etwa 3 Wochen gebraucht, um mich an die Sprache zu gewöhnen und alles zu verstehen. Ungefähr genauso ging es mir dieses Mal auch. Die ersten 3-4 Wochen braucht man einfach, um die Leute wirklich zu verstehen. Wenn die Amis hier undeutlich reden, nuscheln, sehr leise reden oder es irgendwelche Hintergrundgeräusche gibt, habe ich oft noch Probleme, die Leute zu verstehen. Es wird aber mit der Zeit natürlich alles besser. Mittlerweile schaffe ich es auch, spontan auf irgendwas zu antworten, ohne großartig darüber nachzudenken, wie ich meinen Satz aufbaue oder so. Ich habe zwar auch davor schon nicht mehr im Kopf übersetzt, aber man überlegt oft, wie man den Satz aufbaut. Mit was ich noch Probleme habe, sind Witze oder Humor. Das ist oft schwer zu verstehen und man braucht immer 3-4 Sekunden länger wie die anderen. Aber genau wegen der Sprache bin ich ja auch hier, um all das zu lernen und mich daran zu gewöhnen. Viele Amis haben allerdings keine Ahnung von Fremdsprachen, weil sie in der Schule keine Fremdsprachen als Pflichtfächer haben, wie es bei uns am Gymniasum üblich ist. Das heisst, die sprechen nur Englisch und sonst nichts. Viele verstehen deshalb auch nicht, wie es ist, vor allem wie schwer es ist, in ein anderes Land zu kommen und hier für einige Zeit zu wohnen, mit anderer Sprache und anderer Kultur. Ich würde sowas fast engstirnig oder naiv nennen. Kaum zu glauben - aber leider wahr! Man wird deshalb ab und zu etwas komisch angeschaut, wenn man nachfrägt oder jemanden bittet, doch mal lauter zu sprechen. Aber meiner Meinung nach verstehen die das einfach nicht.

Ich habe jedoch auch schon einige super Erfahrungen gemacht, vor allem mit den internationalen Studenten. Eine Woche vor Uni-Beginn war nämlich eine verpflichtende "International Orientation" mit Immigration Check-In und Informationen über Visa-Status, Krankenversicherung usw. Außerdem hatten die hier wie so eine Art Messe mit verschiedenen Handy-Anbietern, verschiedenen Banken, Studentenorganisationen usw. organisiert. Für neue Studenten sehr hilfreich - ich hatte zu dem Zeitpunkt all das allerdings schon. Nach dieser International Orientation konnte man sich noch zum International Dinner anschließen, was ich natürlich gemacht habe - super Abend! Wir waren im Hard Rock Cafe in Downtown und ich glaube, es waren über 50 internationale Studenten, die spontan mitgekommen sind. Ich hatte ziemlich viel Glück mit meinem Tisch, lauter nette Leute. Shiva aus dem Iran, Sarita aus Kolumbien, Javier aus Mexiko und Nee aus dem Vietnam. Achja, und Susana nicht zu vergessen, eine Amerikanerin mit peruanischen Wurzeln, die sich sehr für internationale Studenten engagiert und auch im "International House", einem Studentenwohnheim am Campus, wohnt. Praktischerweise gibt es Facebook, so findet man sich sehr leicht und sehr schnell und kann sich öfter mal verabreden. Mit Susana und Shiva bin ich öfter unterwegs, egal ob das jetzt mal zusammen shoppen oder im Supermarkt einkaufen ist oder einfach mal bei Starbucks im Campus Center zusammensitzen.

Achja, Campus Center: Das ist sozusagen der Mittelpunkt des IUPUI Campus hier. Ein 4-stöckiges Gebäude mit angeschlossener Tiefgarage. Hier findet man so ungefähr alles, was man braucht. Große Cafeteria, Banken, alle möglichen Studenten-Büros, wie das "Office of Student Involvement", "Admission Center" oder das Büro für Fragen zu Studiengebühren. Den großen Barnes&Nobles Bookstore sowie den daran angeschlossenen Starbucks nicht zu vergessen. Im Barnes&Nobles kann man außerdem die ganzen Uni-Klamotten kaufen, das ist hier sehr wichtig, dass man zeigen kann, zu welcher Uni man gehört, wo man also studiert hat. Die Amis sind nämlich sehr stolz auf ihre Unis und wollen das dementsprechend auch zeigen!!! Bei unseren IUPUI Fußball-Spielen haben die ganzen Eltern und Freunde alle IUPUI oder IUPUI Soccer T-Shirts an! Und auch sonst am Campus laufen sehr viele mit IUPUI T-Shirts oder Hoodies rum (auch ich besitze natürlich schon das ein oder andere IUPUI Teil!)



Zu guter Letzt will ich natürlich auch noch ein wenig über den Uni-Betrieb erzählen. Seit zwei Wochen (seit dem 22. August),  läuft nämlich das Semester schon wieder, nachdem die Amis ja große Sommerferien haben, die schon Anfang Mai losgehen und eben bis Ende August dauern. Gleichzeitig geht hier übrigens auch die normale Schule wieder an. Ich bin ja hauptsächlich hier in Indianapolis wegen diesem Master-Programm in Sportjournalismus. Übrigens das einzige Master-Programm dieser Art in ganz USA!!! Klar hätte ich genauso auch nach Hawaii oder Miami gehen können, aber hey, Indianapolis ist auch ganz schön ;-) (Oh mann, ich könnte jetzt auf Hawaii sein...... grrrr) Ich habe dieses Semester insgesamt vier Seminare, Digital Sports Journalism, Media and Society Seminar, Business of Sports Journalism und Media Coverage of Sports. Nach zwei Wochen kann ich sagen, dass sich die Seminare leider ziemlich überschneiden - es geht hauptsächlich um Journalismus bzw. Sportjournalismus und Society. Es wird also seeehr viel und seeehr lang über Society diskutiert, von Public Policy über Public Affairs Reporting usw. Finde ich persönlich leider nicht ganz so spannend... Das Seminar Business of Sports Journalism scheint bis jetzt noch das Beste zu sein, unser Dozent ist der Senior Sports Editor des Indianapolis Star, der großen Zeitung hier in Indianapolis. Der Typ kennt sich also aus. Aber auch Digital Sports Journalism scheint ganz interessant zu sein, dabei geht es vor allem eben um das Internet und die neuen Medien wie Facebook und Twitter! Wer sich jetzt denkt, aha, das Seminar hört sich vom Namen her an wie das von Dr. Dirk Jungels an der TU München (wer ihn hatte, weiß, was ich meine!!!), hat sich absolut geschnitten. Das hier ist 10 Millionen mal besser! Hier macht man wenigstens mal was Sinnvolles und ich mein, wenn man über Sport und Internet in Deutschland doziert, dann sollte man sich gefälligst auch mit sozialen Netzwerken und Twitter befassen!!!

Meine Klassenkameraden scheinen auch alle nett zu sein, wir sind eine relativ kleine "Abschlussklasse" (wir werden ja alle nächstes Jahr schon wieder fertig) mit gerade einmal 12-13 Studenten, also nichts im Vergleich zu so manchen überfüllten Seminarräumen an der Sportfakultät! Sondern eine kleine, überschaubare Klasse, wo sich der Dozent um jeden Studenten einzeln kümmern kann - so sollte es doch immer sein (finde ich zumindestens). Im Vergleich zur TU München, muss man hier auch Hausaufgaben (!) machen, sogenannte "Assignments". An der Sport-Uni war es so, dass man das ganze Semester über kaum was machen musste, dafür hatte man dann am Ende des Semesters eben 2-3 Klausuren, für die man ordentlich lernen musste. Hier ist es eigentlich genau umgekehrt, man hat ständig Hausaufgaben und muss Texte zusammenfassen oder Bücher lesen und dafür hat man keine Klausuren und "final exams", wie die das hier nennen. Achja, heute habe ich übrigens einen Text über "Uses and Gratifications" zusammengefasst, wer das Seminar Wirkungs- und Publikumsforschung bei Prof. Hackforth hatte, weiß, wovon ich rede. Das war auf Deutsch schon nicht einfach - und das Ganze jetzt auf Englisch, super...

Wer mir übrigens Postkarten oder Ähnliches schicken will, meine Adresse ist 752 Lockefield Court, Apartment C, Indianapolis, IN, 46202 und auch eine amerikanische Handynummer habe ich: 317-363-0067.

Bis zum nächsten Mal!